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Mit Zitronenduft weniger Fehler machen

Marina Brusdeilins (17) bewirbt sich mit Chemie-Projekt beim Wettbewerb »Jugend forscht«

Von Stefanie Westing
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Wenn demnächst in Klassenarbeiten oder Klausuren weniger Rechtschreibfehler auftauchen als bislang, könnte Marina Brusdeilins ihre Finger im Spiel haben. Nicht, dass Mitschüler bei ihr abschreiben würden. Die 17-Jährige arbeitet vielmehr an einem Forschungsprojekt, das unter Umständen Orthographie-Probleme ausräumen könnte.

Mit ihrer Arbeit, die den offiziellen Namen »Cyclodextrine - echt dufte! Molekulare Zuckertüten« trägt, hat sich die Schülerin des Brackweder Gymnasiums nun auch beim Wettbewerb »Jugend forscht« beworben. Ihren Überlegungen zugrunde liegt die These eines Münchener Professors, nach der Menschen, die Zitronenduft in der Nase haben, 50 Prozent weniger Rechtschreibfehler machen. »Ich habe danach überlegt, mir bei der Klausur ein Tuch mit Zitronenduft unter die Nase zu halten«, erklärt die Schülerin des zwölften Jahrgangs. »Dann habe ich darüber nachgedacht, wie der Duft länger haltbar gemacht werden kann.« Chemie-Lehrerin Marie-Luise aus dem Moore denkt schon einen Schritt weiter: »Vielleicht kommt bald jemand mit der Zitronenbluse in die Schule, wenn eine Arbeit ansteht. . .«
Hier kommen die so genannten Cyclodextrine ins Spiel. »Das sind Moleküle mit Hohlraum«, erläutert Marina Brusdeilins. »Sie können andere Moleküle aufnehmen und abgeben, zum Beispiel also Duftstoffe freigeben und schlechte Gerüche aufnehmen.« In Versuchen erforscht die Sennerin nun, welche Eigenschaften Cyclodextrine haben. »Wenn man Baumwolle mit Cyclodextrinen imprägniert, verschwindet der Rotwein, der auf dem weißen Tischtuch gelandet ist. Man kann die Cyclodextrine chemisch so verändern, dass sie wirklich gut an der Baumwolle haften.« Hier ist die 17-Jährige mit den Leistungskursen Chemie und Mathematik noch im Versuchsstadium. Trotzdem hat sie den nächsten Schritt bereits fest im Blick. Dieser richtet sich gegen Raucher: »Ich will Passivrauchern helfen, damit die Kleidung nicht mehr so stinkt, wenn sie sich in der Nähe von Rauchern aufgehalten haben. Das kann funktionieren, wenn die Kleidung mit Cyclodextrinen besetzt ist und den Rauch aufnimmt.«
Am 17. Februar wird sie ihre Experimente einer Jury beim »Jugend forscht«-Regionalwettbewerb in Herford vorstellen. Mit dem Gedanken, gewinnen zu wollen, tritt sie die Reise aber nicht an. Erfahrungen zu sammeln, ist das Ziel. Auch eine Facharbeit wird sie über die »Molekularen Zuckertüten« verfassen. Das alles macht der 17-Jährigen viel Spaß. Nach dem Abitur möchte sie Chemie studieren. Wenn die Sache mit dem Zitronenduft klappt, dürften sich übrigens in erster Linie die Mitschüler freuen. Lehrerin Marie-Luise aus dem Moore: »Marina selbst macht sowieso nicht so viele Rechtschreibfehler. . .«

Artikel vom 27.01.2007