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Jagdmotive werden
Teil der Popkultur

Heute Eröffnung: Schmidt stellt im MARTa aus

Von Hartmut Horstmann
Kreis Herford (BZ). Kaum war Erik Schmidt mit seinen Jagdbildern an die Öffentlichkeit getreten, setzte die große Offenbarungswelle ein. Denn Jäger fühlen sich oft missverstanden. Ein Künstler, der sich ihrer Leidenschaft annimmt, scheint da von anderem Schrot und Korn - so dass Erik Schmidt mittlerweile sagen kann: »Ich kenne viele Jäger.«

Eine Ausstellung mit Bildern des aus Herford stammenden Künstlers wird am heutigen Freitag um 19.30 Uhr im MARTa eröffnet. Schmidt, der heute in Berlin lebt, hatte über die Bewerbung für ein Stipendium den ersten Kontakt zum MARTa bekommen. In der Jury, der der Künstler einen Film zeigte, saß Jan Hoet. Das war vor vier Jahren - damals beschäftigte sich Schmidt mit Stereotypen und Zwängen der männlichen Anzugwelt.
Zu deren Dresscode zählen Rituale - und hier ergibt sich die Verbindung zur Jagdmalerei, die weit davon entfernt ist, zur künstlerischen Leinwand-Plattform für stolze Waidmänner und röhrende Hirsche zu werden. »Ihm geht es um Archetypen«, bemerkt MARTa-Leiter Jan Hoet.
Archetypen, die der Männerwelt zugeschrieben werden, gibt es viele. Beim Thema Jagd kommt für Schmidt der Reiz des Ungewöhnlichen, des Bizarren hinzu. Denn dem Treiben im Walde haftet im Bewusstsein vieler Menschen etwas Anachronistisches an. Schmidt: »Dabei ist Jagd etwas, was da ist. Sie existiert - nur etwas unter der Oberfläche.«
Der Künstler erregt Aufmerksamkeit. Doch die Idee, sich dem Thema künslerisch zu nähern, entspang keinen marktstrategischen Alleinstands-Überlegungen. Vielmehr begann es mit der Einladung zu einer Schleppjagd. Schmidt, der mit dem Jagdwesen vorher nichts zu tun hatte, sagte zu. »Und ich war regelrecht fasziniert«, fasst er seine Eindrücke zusammen. Diese Faszination spiegelt sich in den Bildern wider, die von Jagden handeln, an denen Schmidt samt Digitalkamera in der Folgezeit teilgenommen hat.
Die Digital-Aufnahmen bilden die Vorlagen für die Bilder, die in enger Verwandtschaft zur Pop-Art entstehen. Die Farben verfremdet, will Schmidt den »Zauber der Jagdwelt« darstellen, den er als Nicht-Jäger - er kann sich nach eigenen Angaben nicht vorstellen, auf ein Tier zu schießen - empfindet. Es gehe ihm auch um Schönheit - und natürlich um den Tod: »Denn der gehört zur Jagd dazu.«
Die großformatigen Arbeiten leben von der Bereitschaft des Betrachters, sich auf eine möglicherweise fremde Welt einzulassen. Der 38-Jährige will niemanden vorführen, ist dennoch alles andere als ein Auftragskünstler für Waidmänner: »Unter meinen Käufern sind gerade mal zwei Jäger.«
Erik Schmidt - Hunting Grounds: Die Ausstellung, die heute um 19.30 Uhr eröffnet wird, ist bis zum 3. März zu sehen.

Artikel vom 26.01.2007