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Auf den Schwingen
des Erfolges

Launige Wiener Klassik begeisterte

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Die Konzertreihe »Wiener Klassik« brummt. Grund für Heribert Beissel und seine Klassische Philharmonie Bonn, über eine Erweiterung von vier auf fünf Konzerte pro Saison nachzudenken. Wenn das Publikum mehrheitlich dafür votiert, könnte das Ansinnen schon in der kommenden Spielzeit in die Tat umgesetzt werden, kündigte Beissel an.

Beschwingt vom Erfolg, servierte das Orchester die mitgebrachten Perlen der Wiener Klassik in einnehmender Frische und Ausdrucksintensität. Der Auftakt mit Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 20 atmete bemerkenswerte Leichtigkeit und federnde Verve. Beissel ließ in den Allegro-Ecksätzen rhythmisch akzentuiert und spannungsreich aufspielen, förderte im Andante ein tänzelndes Frage- und Antwortspiel zutage und verblüffte mit einem originell pointierten Menuetto. Spezifisch mozärtliches Idiom allenthalben.
Mit Ludwig van Beethovens Violinkonzert stand in der Mitte des Programms ein echtes Hörschmankerl bereit und mit Tobias Steymans ein junger profunder Solist, der über spieltechnischen Glanz wie schwärmerische Verschwendung verfügt, ohne dabei in Sentimentalität zu verfallen. Zwischen hell-silbrigem und dunklem Vibrato zeigte der Geiger zahlreiche Farbschattierungen und Nuancen. Stilsicher und zielstrebig durchmaß er den Dreisätzer, zeigte Empfindungsreichtum und Lyrik ebenso wie eine energisch-zupackende Art in der Solokadenz. Das Orchester war ihm jederzeit ein zuverlässiger und einfühlsamer Partner, zumal Beissel mit Blick auf Klangbalance und Transparenz lenkte.
Über das stark gedehnte Tempo im Larghetto freilich kann man geteilter Meinung sein. Es trug in jedem Fall dem Charakter eines Mysteriums Rechnung. Mit Beifall reichlich belohnt, bedankte sich Tobias Steymans mit einem hochartifiziellen Allegro aus Eugène Ysayes Sonate Nr. 3.
Auch nach der Pause bewies Heribert Beissel ein gutes Händchen, sprich eine geistvoll-expressive Ausdeutung von Joseph Haydns Sinfonie Nr. 102. Und das Orchester parierte präzise und setzte die detaillierten Vorgaben minutiös um. In London konnte der Komponist 1795 mit dem Werk reüssieren. Die Klassische Philharmonie tat es ihm mehr als 200 Jahre danach in der Oetkerhalle gleich. Dafür gab's die stürmischen Ovationen eines hochgestimmten Publikums.

Artikel vom 26.01.2007