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»Konzept muss sich in Bau einfügen«

Gedankenspiele zur Zentralbibliothek: Machbarkeitsstudie soll für erste Fakten sorgen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Bibliotheken«, so Architekt Sebastian Kramer (brunsarchitekten, Bielefeld), »leben auch von städtebaulichen Ideen, sie sind nicht nur Innen-, sondern auch Außenraum.« Kramer nutzte die Veranstaltung des Fördervereins der Stadtbibliothek zur - inhaltlichen - Zukunft der Einrichtung, seine Diplom-Arbeit zu zeigen.

Obwohl am 14. März im Kulturausschuss zunächst eine Machbarkeitsstudie vorgestellt wird, in der untersucht wird, wie (und ob) ein zukunftsfähiges inhaltliches Konzept für die Zentralbibliothek am heutigen Standort realisiert werden kann, wollte Kramer den versammelten Experten - Bibliotheksleiter, Kommunalpolitikern, interessierten Bürgern - zeigen, wie »seine« Zentralbibliothek aussehen könnte. Kernstück: eine Erweiterung des heutigen Gebäudes zum Jahnplatz hin mit einem neuen Kopfgebäude. Kramer: »Durch die Einbindung der 'Löwenapotheke' im Erdgeschoss des Erweiterungsbaus würde ihr historischer Standort respektiert.«
Kramers Vorteil: Er konnte planen, ohne Eigentumsgrenzen respektieren zu müssen.
Anders als die real Verantwortlichen.
Ausgangspunkt: Die Zentralbibliothek schiebt einen gewaltigen Sanierungsstau vor sich her; die Kosten für eine Erneuerung der Fassade, von Heizung, Technik würde etwa 3,9 Millionen Euro kosten, ohne dass die Nutzer viel davon bemerken würden. Der Rat beschloss mehrheitlich im November den Verbleib der Zentralbibliothek am jetzigen Standort. In der Machbarkeitsstudie soll dargelegt werden, wie Wissensvermittlung und lebenslanges Lernen untergebracht werden können, wie die Zentralbibliothek Kommunikationsstandort bleibt, eine »kommerzfreie Zone«. Prof. Julia Bolles-Wilson, Architektin der Stadtbibliothek in Münster, nennt eine Bücherei einen »öffentlichen Raum«, der als eine Art Freistatt für Jedermann zu betrachten sei. Zudem sei die Stadtbibliothek ein Frequenzbringer. Gleichzeitig stellte sich auch heraus, dass es keine »Musterbibliothek« gibt, kein Entwurf, der übertragbar wäre. Harald Pilzer, Leiter der Bielefelder Stadtbibliothek: »Die Verhältnisse sind überall unterschiedlich.«
Prof. Dr. Helmut Steiner und Hiltrud Böcker Lönnendoncker, Vorstand des Fördervereins der Stadtbibliothek, betonten ausdrücklich, mit der Veranstaltung gestern die politische Diskussion bereichern, Ideenbringer sein zu wollen: »Wir wollen sie aber nicht ersetzen.«
Amrei Bielemeier, Referentin von Kulturdezernent Dr. Albrecht Peter Pohle, hob hervor, dass das Kulturdezernat dem Immobilienservicebetrieb (ISB) den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erteilt habe. Das Wichtigste: »Das Bibliothekskonzept muss sich in den Bau einfügen, nicht umgekehrt.«

Artikel vom 26.01.2007