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»Poker« um
Schloss Dracula

Habsburg-Spross will 60 Millionen

Bukarest (dpa). Um den Verkauf der als »Dracula-Schloss« bekannten Burg Bran in den Südkarpaten Rumäniens hat sich ein ausgekochter Preis-Poker entwickelt.

Besitzer Dominik von Habsburg (32), der die Burg - einst Sommerresidenz der rumänischen Könige und 1948 von den Kommunisten enteignet - erst im Sommer 2006 rückübertragen bekommen hatte, will sie veräußern. Doch Rumänien hat ein Vorkaufsrecht.
Nachdem der Kreisrat im siebenbürgischen Brasov (Kronstadt) über ein erstes Verkaufsangebot Habsburgs mit einer Forderung von 60 Millionen Euro nach 30 Tagen nicht entschieden hatte, verhandelt der Besitzer jetzt mit anderen Interessenten. Auch der russische Milliardär Roman Abramowitsch, unter anderem Eigentümer des Londoner Fußballclubs Chelsea, soll darunter sein.
Habsburgs Anwalt Corin Trandafir widersprach gestern Berichten, wonach die Burg bereits »an eine Firma in Übersee« verkauft worden sei. Man werde dem rumänischen Staat ein neues Verkaufsangebot mit anderen Geldforderungen unterbreiten, nachdem man Angebote anderer Interessenten eingeholt habe. Bisher seien mehr als 60 Millionen Euro, aber weniger als 100 Millionen Euro für Bran geboten worden.
Über den angeblichen Verkauf der Burg hatte zuvor der Kreisratsvorsitzende Aristotel Cancescu unter Berufung auf einen Brief von Habsburgs berichtet. Der Kreisrat hatte zuvor Bereitschaft gezeigt, für Bran 60 Millionen Euro zu bezahlen, hatte jedoch keine Genehmigung des rumänischen Kulturministers Adrian Iorgulescu. Der drohte dem österreichischen Adelsspross unterdessen mit Klage, sollte er die Burg an jemand anderen als den rumänischen Staat verkaufen. Iorgulescu: »Habsburg riskiert, sowohl das Geld als auch das Schloss zu verlieren.« Zuvor hatte der Minister den von Habsburg verlangten Preis als »unanständig hoch« bezeichnet. Der Kreisratsvorsitzende Cancescu warf dem Minister daraufhin vor, dass er »von Marktwirtschaft nichts versteht«.
Dominik von Habsburg hatte die Burg als Enkel der früheren rumänischen Königin Maria geerbt. Seine Mutter, die rumänische Prinzessin Ileana, hatte Anton von Habsburg geheiratet.
Im Rückgabevertrag mit dem rumänischen Staat war 2006 ein drei Jahre gültiges Vorkaufsrecht für Rumänien festgeschrieben worden. Dies vor allem, weil Bran seit Jahrzehnten Tausende Touristen anzieht: Die Burg wird mit dem realen Vorbild des Romanhelden Dracula in Verbindung gebracht, dem rumänischen Fürsten Vlad Tepes (»der Pfähler«).
Die im Jahr 1377 erstmals erwähnte Burg war von den Bürgern der Stadt Brasov zum Schutz vor Feinden gebaut worden. 1920 wurde die Anlage der rumänischen Königin Maria geschenkt.

Artikel vom 26.01.2007