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Mit der Religion seines Lebens froh werden

Bernd Kollmetz ist Pfarrer der Johanniter Ordenshäuser in Bad Oeynhausen.
Es fällt auf, dass in den Medien verstärkt über die Rolle der Religion innerhalb der Gesellschaft fragend nachgedacht wird: Welchen Zweck hat die Religion? Kehrt die Religion wieder zurück? Unsere ach so aufgeklärte Zeit, die meinte, das Religiöse aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängen zu können, scheint zu spüren: Dieser Gedankenweg führt letztlich in eine Sackgasse. Und die globale Auseinandersetzung mit dem Islam zwingt die Verantwortlichen, über die Wurzeln ihres Handelns stärker nachzudenken. Und das ist gut und richtig.
Vor kurzem las ich den Hinweis eines anerkannten Verfassungsrechtlers: »Die wirkmächtigste Kraft, die das europäische Bewusstsein direkt oder indirekt geprägt hat, ist das Christentum.« Diese Kraft bestimmt die Identität des Einzelnen ebenso wie die des Gemeinwesens. Wer mich verstehen will, der muss bereit sein, auch diese prägende Facette meines Lebensentwurfes zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist es wichtig, dass ich sie selbst ernst nehme. Jedoch genieren wir uns. Die mangelnde Bereitschaft, den Gottesbezug in die Präambel der EU-Verfassung aufzunehmen, verdeutlicht dies.
Der Glaube will helfen, selbstbewusst das eigene Leben zu gestalten. Deshalb brauchen wir uns dieser Lebenswirklichkeit nicht zu schämen, so wie es Paulus einmal ausgedrückt hat: »Ich schäme mich des Evangeliums nicht.« Es geht nicht um bloße Gefühlsregungen, wenn vom Glauben und über Religion öffentlich gesprochen wird, sondern um Vergewisserung, was das Leben in seinen Wurzeln verbindlich trägt.
Übrigens: Schon Immanuel Kant wusste darum, dass der Mensch ohne Religion seines Lebens nicht froh werden kann.
Bernd Kollmetz

Artikel vom 10.02.2007