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Weggefährten: Peter Hartz und Gerhard Schröder.

Tiefer Sturz nach steilem Aufstieg

Sein Weg nach oben

Braunschweig (Reuters). Peter Hartz hat sich hochgekämpft - vom Sohn eines saaländischen Hüttenarbeiters bis zum Personalvorstand von Volkswagen, Europas größtem Autokonzern.
Für Bundeskanzler Gerhard Schröder entwarf der Sozialdemokrat die Arbeitsmarktreform, die seinen Namen trägt. Viel geblieben ist von Hartz' Vorschlägen aber nicht. Auch sein guter Ruf als Personalvorstand, der Mut zu ungewöhnlichen Lösungen hat, ist dahin. Hartz stürzte tief und musste im Zuge der Korruptionsaffäre bei VW zurücktreten.
Nach der mittleren Reife und einer Ausbildung zum Industriekaufmann machte Hartz sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und studierte danach Betriebswirtschaftslehre. Nach einem Start ins Berufsleben in Frankreich arbeitete er in der saarländischen Stahlindustrie.
Aus dieser krisengeschüttelten Branche holte ihn VW-Chef Ferdinand Piech 1993 in den Vorstand nach Wolfsburg. VW hatte damals wie heute zu viele Mitarbeiter für zu wenige Aufträge. Hartz entwickelte die Vier-Tage-Woche, ohne die 30 000 der 100 000 Stellen hätten gestrichen werden müssen.
Dabei arbeitete er eng mit dem Betriebsrat und der IG Metall zusammen. Er führte Arbeitszeitkonten ein - ein Modell, das andere Konzerne übernahmen. Hartz prägte den Begriff der »atmenden Fabrik«. Und er schuf zusammen mit dem Betriebsrat die »Auto 5000 GmbH«, eine VW-Tochter, in der die Beschäftigten zu geringeren Löhnen, aber mit mehr Eigenverantwortung arbeiten.
Manchem in Politik und Wirtschaft war die enge Abstimmung des Vorstandes mit Betriebsrat und Gewerkschaft - das von Hartz und Betriebsratschef Klaus Volkert geprägte »System Volkswagen« - seit jeher ein Dorn im Auge.
Dennoch wurde Hartz' Vertrag 2002 um fünf Jahre verlängert. Im Juli 2005 bot er seinen Rücktritt an und übernahm damit die politische Verantwortung für Unregelmäßigkeiten in seinem Ressort. Da war das ganze Ausmaß der Affäre um Schmiergelder, Lustreisen und Bordellbesuche auf VW-Kosten noch gar nicht öffentlich bekannt.

Artikel vom 26.01.2007