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»Ich war selbst geschockt«

Australian Open: Favorit Federer deklassiert Roddick


Melbourne (dpa). Selbst Thomas Haas dürfte vor dem Fernseher mit offenem Mund gestaunt haben: Mit Tennis aus einer anderen Welt ist Roger Federer in das Finale der Australian Open gestürmt, in das auch der Hamburger einziehen will.
Der Schweizer Titelverteidiger ließ den Amerikaner Andy Roddick beim 6:4, 6:0, 6:2 wie einen Anfänger aussehen und blieb auch in der Revanche für das vorige US-Open-Finale ohne Satzverlust im laufenden Turnier.
Haas will gegen den Chilenen Fernando Gonzalez heute (09.45 Uhr/ARD/Eurosport) im dritten Anlauf erstmals ein Grand-Slam-Endspiel erreichen.
Bei den Damen bestreiten am Samstag Maria Scharapowa und Serena Williams das Endspiel. US-Open-Siegerin Scharapowa zog mit 6:4, 6:2 über die Belgierin Kim Clijsters als erste Russin in das Finale ein. Serena Williams kann in Melbourne dagegen schon zum dritten Mal nach 2003 und 2005 gewinnen. Die diesmal als Außenseiterin gestartete Amerikanerin siegte 7:6 (7:5), 6:4 gegen die Tschechin Nicole Vaidisova, die erstmals im Halbfinale stand. Serena Williams wird in der Weltrangliste von Platz 81 wieder unter die ersten 20 empor schießen.
Gegen Federers Gala verblassten die mäßigen Damen-Halbfinals schnell. Der 25-Jährige konnte hinterher selbst kaum glauben, was er geboten hatte. »Das ist unwirklich, eines meiner besten Matches, ein Höhepunkt. Es war einer jener Tage, wo alles geklappt hat und ich unschlagbar war. Ich habe mich selbst geschockt«, sagte Federer. Die 83 Minuten waren eine Demonstration seines unglaublichen Könnens, ein Leckerbissen für Tennis-Genießer und eine Demütigung für Roddick, der im 14. Pflichtspiel die 13. Niederlage gegen Federer kassierte.
»Ob ich gut schlafe, hängt davon ab, wie viel ich heute Abend trinke«, sagte Roddick, der zumindest seinen Humor nicht verloren hatte. Der einstige Weltranglisten-Erste ärgerte sich über seine Fehler, kündigte aber auch an: »Ich werde mir nicht jeden Tag dafür in den Hintern treten.« Die Zeitungsberichte über das Match will er jedoch meiden: »Ich werde eine Kaffeetasse darauf stellen.«
Dabei hatte er nach Matchbällen zuletzt beim Masters-Cup und dem inoffiziellen Sieg vor zwei Wochen beim Einladungsturnier in Kooyong noch verkündet, der Abstand zu Federer habe sich verringert. Federer antwortete auf seine Weise. Er nahm dem Schützling von Tennis-Idol Jimmy Connors in jedem Satz gleich den Aufschlag ab und leistete sich nur zu Beginn beim Rebreak zum 2:2 eine leichte Schwäche.
Federer machte insgesamt 83 Punkte, davon 45 mit Gewinnschlägen, passierte den verzweifelt ans Netz stürmenden Roddick immer wieder und überließ dem 24-Jährigen im zweiten Satz nur sechs Punkte. Danach tröstete er Roddick: »Ich bin sicher: Andy wird seine Chancen schon bald wiedere bekommen.«

Artikel vom 26.01.2007