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Kommentar

Verlust schwächt Gemeinde


Diese Hiobsbotschaft müssen die Menschen in Haldem, Arrenkamp und Ilwede erst einmal verdauen. Neun Jahre lang war Michael Welters ihr Seelsorger, spendete den Menschen Trost und Beistand in schwersten Stunden in Trauer, begleitete sie auf Wegen größter emotionaler Freude wie Trauungen und Geburten und hatte auch sonst immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte. Es gibt wohl kaum eine Familie im Pfarrbezirk, die darüber nicht dankbar zu berichten weiß.
Zudem gestaltete Welters, der seinerzeit so gern aus dem »wilden« Dortmunder Norden in die ländlich-idyllische Gemeinde Stemwede kam, im Pfarrbezirk ein überaus reges kirchliches Leben.
Es noch unvorstellbar für die Menschen, dass »ihr« Pastor womöglich nicht mehr für sie da sein könnte. Natürlich ist Pastor Michael Beening in Haldem genauso populär und engagiert wie sein Haldemer Kollege und alle wissen, das er sein bestes geben wird. Aber 3799 Gemeindeglieder so zu betreuen, wie es vorher zwei Seelsorger mit derart guter Ortskenntnis geschafft haben? Das ist auch mit Stellvertretern nahezu unmöglich.
Mit dieser Entscheidung, die aus dem unsäglichen, aber notwendigen Sparzwang heraus geboren werden musste, greift der Kirchenkreis die Substanz der Kirchengemeinde Dielingen an. Allerdings bezweifelt niemand, dass den Entscheidungsträgern dieser Schritt sehr schwer gefallen sein dürfte. Nicht zuletzt ist damit auch ein persönliches Schicksal - nämlich jenes von Pastor Welters und seiner Familie - verbunden.
Es steht zu befürchten, dass etliche Menschen hierfür kein Verständnis haben und sich von der Kirche abwenden. Schließlich sitzt vielen noch die Aufregung um das Dielinger Gemeindehaus, das die Kirche abgebeben hat, in den Knochen. Vor allem die Niedersachsen aus Stemshorn könnten der Kirchengemeinde Dielingen verstärkt den Rücken kehren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie von der Kirchengemeinde Lemförde umworben werden und die ersten den Verlockungen schon gefolgt sind.
Dieter Wehbrink

Artikel vom 26.01.2007