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Löhner Bauträger ist ins Rutschen gekommen

Westfalia im Zwielicht - Gesellschafter Frank S. macht Sturm und Regen verantwortlich

Von Jens Heinze
Löhne/Bielefeld (LZ). Handwerkerleistungen, ersteigert im Internet zu Niedrigstgeboten, Familien, die in Häuser ohne Heizung und Wasserversorgung einziehen müssen, fehlende Treppen, schiefe Wände - wie der Löhner Frank S. mit seinem umstrittenen Bauträger Westfalia-Hausbau Neubauten hochzieht, das treibt seine Opfer zur Verzweiflung und lässt Fachleuten die Haare zu Berge stehen.

Jüngstes Beispiel des groben Pfusches am Bau ist die Adresse Pellwormweg 14-20 in Bielefeld-Brake, wo nach einem Erdrutsch ein Rohbau einsturzgefährdet ist (im WESTFALEN-BLATT zuletzt am Donnerstag). Frank S., der seit zehn Jahren von einer (insolventen Gesellschaft zur anderen wechselt und heute seinen 37. Geburtstag feiert, ist sich nach eigenen Angaben jedoch keiner Schuld bewusst. Er baue ja schließlich keine Luxusvillen, sondern Standardhäuser zu günstigen Preisen, teilte er mit (siehe Kasten »Vorwürfe zurück gewiesen«).
Handwerkern nur dann Bauaufträge zu erteilen, wenn sie sich zu Niedrigstgeboten verpflichten, das hat beim 37-Jährigen Tradition. So erteilte der Löhner Geschäftsmann im Internet Zuschläge zu Spottpreisen. Wer sich auf der Handwerkerplattform »my-hammer.de« das Geschäftsgebaren des Auftraggebers »sÉ24« anschaut, der erfährt, wie viel Qualität am Bau dem Westfalia-Chef wert ist. So dürfen zehn Innentüren samt Klinken, Zargen und Einbau für einen Neubau in Bielefeld nicht mehr als 2100 Euro kosten. Und es geht nicht nur um Türen. Ob Zimmerarbeiten oder Verlegen des Estrichs - allein in den vergangenen Wochen hat der Löhner Geschäftsmann für Bielefelder Bauten acht Auktionen auf »my-hammer.de« durchgeführt.
Was bei dieser Billigmasche herum kommt, davon können die Bauherren von S. ein Klagelied singen. »Wenn wir Abschläge für unser Haus gezahlt haben, ging es auf einer anderen Baustelle weiter. Wenn dort gezahlt wurde, arbeiteten die Handwerker wieder bei uns«, beschrieb eine Geschädigte das Schneeballsystem. Dass damit die zugesagte Bauzeit teilweise um das Doppelte überschritten wurde, traf die angehenden Hausbesitzer hart. »An der Monate andauernden Doppelbelastung von Miete für die alte Wohnung und Zinsen für den Baukredit sind wir fast kaputtgegangen«, bekannte ein Ehepaar mit drei Kindern.
Auf S.-Baustellen am Pellwormweg in Bielefeld hat es Kuriositäten gegeben, die jeder Beschreibung spotten. So wurde beim Reihenhausblock 2-12 mit zwei Bauplänen gearbeitet, bestätigten übereinstimmend mehrere Bauherren. Eine Folge davon: Haus Nummer 12 erhielt eine Fußbodenheizung, der Regler dafür saß jedoch im Badezimmer im ersten Stock des Hauses Nr 8.
Hört man sich unter Kennern der Baubranche um, dann sind über S. noch schlimmere Geschichten zu erfahren. So soll der 37-Jährige vergangenes Jahr auf einer Dornberger Baustelle seine Arbeiter fast in den Tod getrieben haben. Eine - wie jetzt in Brake - ungesicherte Baugrube war vom städtischen Bauamt stillgelegt worden. S. soll seine Leute wieder hineingetrieben haben. Nachdem alarmierte Polizisten die Arbeiter erneut herausgeholt hatten, stürzte die Grube ein.

Artikel vom 26.01.2007