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Kirchengemeinde will
um Pfarrstelle kämpfen

Hoffen auf Anregungen aus Versammlung in Haldem

Von Dieter Wehbrink
Haldem (WB). Die Frustration in der Kirchengemeinde Dielingen ist groß. Die Pfarrstelle Haldem/Arrenkamp/Ilwede von Pastor Michael Welters soll dem Sparzwang im Kirchenkreis Lübbecke zum Opfer fallen (wir berichteten in der Samstag-Ausgabe).
Superintendent Dr. Rolf Becker wirbt um Verständnis.
Pastor Michael Beening ist dann nicht nur für Dielingen, Stemshorn und Drohne zuständig, sondern muss auch den Haldemer Bezirk übernehmen. Unterstützt wird er dabei von Vertretungen - durch Stemweder Pastoren oder durch »Pfarrer im Entsendedienst«, die keine eigene Pfarrstelle haben. Der Kirchenkreis hat Pastor Welters geraten, Religionslehrer an der Kreisberufsschule zu werden. Eine erste Probestunde hat der in Haldem wohnende Pfarrer dort bereits absolviert. Die Entscheidung soll im Februar fallen.
»Wir wussten zwar, dass die Kreissynode festgelegt hat, dass die Kirchenregion Stemwede statt sechs nur vier Pastoren benötigt«, sagte die Haldemer Presbyterin Helga Steckel gestern der STEMWEDER ZEITUNG. »Dass dieser Schritt jetzt aber derart schnell vollzogen wird, überrollt uns etwas.« Doch die Kirchengemeinde gibt die Hoffnung noch nicht auf. Sie hat zu einer Informationsveranstaltung am 8. Februar ins Gemeindezentrum eingeladen. Beginn ist um 19.30 Uhr. »Wir wissen alle, dass der Einsparungsbeschluss der Synode umgesetzt werden muss. Schließlich gehören dem Gremium auch Mitglieder unserer Kirchengemeinde an«, sagte Helga Steckel. »Uns geht es aber darum, - möglichst gemeinsam mit dem Kirchenkreis - zu versuchen, die Pfarrstelle doch noch zu erhalten - und das möglichst mit Pastor Welters.«
Aus diesem Grund erhofft sich das Presbyterium von der Gemeindeversammlung am 8. Februar, dass aus den Reihen der Versammlung entsprechende Ideen kommen.« Es gehe an diesem Abend darum, die Fakten sachlich zu erörtern, aber auch zu zeigen, »wie wichtig es ist, dass Welters bleibt.« Das Presbyterium hofft hier auch auf die Unterstützung von Superintendent Dr. Rolf Becker, der ebenfalls an der Versammlung teilnimmt.
Helga Steckel würdigte die Verdienste von Michael Welters. »Er hat sich in seiner neunjährigen Amtszeit bei uns in Haldem großes Vertrauen der Menschen erworben. Zudem setzte er sich sehr für die Dorfgemeinschaft ein, startete die Initiative zugunsten der Jugendarbeit (ÝDu bist mir einen Pfennig wertÜ) und leistete eine intensive Konfirmandenarbeit.«
Über seine Arbeit als Pastor hinaus wurde Welters bekannt, als er in den 90ern der großen Bürgerinitiative Schloss Haldem vorstand: Die mitgliederstarke Bewegung verhinderte in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Stemwede, dass die Suchtbehandlungsklinik Schloss Haldem komplett in eine Therapiestätte für psychisch kranke Rechtsbrecher umgewandelt wurde.
Das Presbyterium betrachtet den drohenden Wegfall der Pastorenstelle »als schweren Schlag« für die Kirchengemeinde. Wenn die Kirche solche Beschlüsse fasse und Personal einspare, tue sie sich keinen Gefallen, meint Helga Steckel. »Die Kirche hat gerade im seelsorgerischen Bereich für ihre Mitglieder eine Verantwortung.«
Pastor Welters selbst bittet um Verständnis, dass er sich derzeit nicht äußern möchte: »Es ist ein offenes Verfahren - und ein sehr sensibles dazu.« »Er ist natürlich sehr betroffen«, berichtete Hannelore Fieseler, Vorsitzende des Presbyteriums Dielingen. »Das ist auch sehr verständlich. Schließlich hat er jahrelang Aufbauarbeit betrieben, um die Kirchengemeinde nach vorne zu bringen. Da kann er schon das Gefühl bekommen, dass dies nicht mehr gewürdigt wird.«
Superintendent Dr. Rolf Becker warb um Verständnis für die Entscheidung des Kirchenkreises. »Sie ist nicht aus Boshaftigkeit gefallen.« Eine frühere Synode habe mit weit über 90-prozentiger Mehrheit eine Pfarrstellensatzung beschlossen, die die »fairste und gerechteste in der gesamten Landeskirche ist«, betonte der Lübbecker. »Andere Kirchenkreise rechnen rigoros, dass auf 2500 bis 2700 Gemeindemitglieder eine Pfarrstelle kommt. Wir hingegen berücksichtigen nicht nur die Zahl der Köpfe, sondern auch die Arbeit der Pfarrer. Hier zählt auch, wieviele Friedhöfe, Altenheime oder Kindertagesstätten sie betreuen müssen. Außerdem spielt die Fläche einer Gemeinde eine Rolle.«
Dennoch sei Haldem mit 1500 Mitgliedern der kleinste Pfarrbezirk gewesen. »Wir setzen die Pfarrer nicht vor die Tür, sondern warten ab, bis sich neue Möglichkeiten ergeben. Ich war heilfroh, dass am Berufskolleg eine Stelle frei wurde und Michael Welters sich dort bewerben konnte.«

Artikel vom 26.01.2007