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»Kyrill« hinterlässt viel Kleinholz

50 000 Festmeter Schadholz liegen am Boden - Warnung vor Waldbesuch

Von Wilfried Mattner
Pr. Oldendorf / Lübbecke (WB). Die Schäden, die der Orkan »Kyrill« vor einer Woche angerichtet hat, sind enorm. Gerade auch in der Natur hat der schwere Sturm an vielen Stellen eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Das Forstamt Minden, zuständig für die Waldflächen in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford, hat erste Zahlen über den Windbruch vorgelegt.

Revierförster Jürgen Rolfs, der die Flächen in Pr. Oldendorf und Lübbecke betreut, erklärte vor rund 40 Waldbauern in Pr. Oldendorf, dass er wie auch vermutlich die Betroffenen noch gar nicht richtig realisiert habe, was am Donnerstag vor einer Woche geschehen sei: »Was am 18. Januar passiert ist, gefährdet die Aufbauarbeit in der Wäldern unserer Region.« Das Forstamt Minden sei wohl das in Nordrhein-Westfalen mit am stärksten betroffene Amt. »Aber alle Forstbehörden stehen zusammen, um schnell und effektiv aufräumen zu können«, betonte Rolfs. Eine erste vorsichtige Schätzung gehe von bis zu 50 000 Festmetern Schadholz im Forstamtsbereich Minden aus. Davon seien allein etwa 23 500 in Pr. Oldendorf und Lübbecke angefallen, der Hauptanteil davon aber besonders in Holzhausen/Börninghausen. Die Aufarbeitung des Schadens könne zwischen 600 000 und 750 000 Euro kosten.
Der Forstfachmann warnt insbesondere Spaziergänger davor, bereits jetzt wieder die Wälder zu betreten: »Wir stellen fest, dass die Angst bei den Waldbesuchern abnimmt. Sie kommen schon wieder in größerer Zahl, obwohl die Gefahr noch längst nicht beseitigt ist.« Bei den nun anlaufenden Aufräumarbeiten müssten sich alle Beteiligten bewusst sein, dass dies sehr gefährlich sei. Rolfs unmissverständlicher Appell: »Viele der geworfenen Bäume stehen unter starker Spannung. Alle Beschäftigten müssen dreimal hinschauen, ob und wie die Bäume geschnitten werden können, denn wir wollen keine Toten oder Verletzten im Wald haben. Und deshalb sollte auch nicht zu lange gearbeitet werden.« Das Forstamt habe bereits reagiert und von Leistungs- auf Stundenlohn umgestellt, um so Druck von den Mitarbeitern zu nehmen. Gleichwohl müsse zügig gearbeitet werden, um weitere Schäden durch drohenden Borkenkäferbefall zu vermeiden. 90 Prozent des Windwurfes seien Nadelholz.
Schwierig sei die Vermarktung der Baumkronen. Das Klinikum Minden habe einen Ankauf für ihre Holzheizung leider abgelehnt. Dort könne man dieses Holz wegen des hohen Nadelanteils nicht gebrauchen. Stammkunden hätten aber bereits Aufnahmenbereitschaft signalisiert, denn keine Seite habe Interesse daran, dass der Holzpreis durch ein zu großes Angebot sinke. Zur Zwischenlagerung und somit zur Marktentlastung müssten Lagerplätze auf Flächen außerhalb der Wälder angelegt werden. Sie stünden in Pr. Oldendorf und auf Gut Crollage zur Verfügung. Jetzt komme es darauf an, alle Kräfte zu bündeln, um die Schäden zügig zu erfassen und abzuarbeiten. So werde man nicht umhin kommen, zusätzliche Großmaschinen zu mieten. Die besitzübergreifenden Einsätze müssten geplant und vertrauensvoll umgesetzt werden.

Artikel vom 26.01.2007