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»Bürokratie
überflutet
uns Ärzte«

Dr. Konrad Schily (FDP) in Brakel

Von Frederik Becker
Brakel (WB). Laut Dr. Konrad Schily (69) bedarf es einer grundlegenden »Therapie« des deutschen Gesundheitssystems. Bei einem Vortrag in Brakel kritisierte Otto Schilys Bruder die Politik der Regierung vehement.

Hans Jürgen Zurbrüggen, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Höxter, stellte den zahlreichen Zuhörern Konrad Schily als einen »Namen mit großem Gewicht« in der Gesundheitspolitik der Freien Demokraten vor. Das interessierte Publikum hörte auf Einladung des Kreisverbands und FDP-Ortsverbands Brakel einen meinungsstarken Vortrag Schilys im Konferenzraum des St.-Vinzenz-Krankenhauses in Brakel.
Referent Konrad Schily ist der jüngste Bruder des ehemaligen Bundesinnenministers Otto Schily (SPD) und war von 1973 bis 1990 ebenfalls Mitglied der SPD. Ab 2003 engagierte er sich im FDP-nahen »Innovativkreis NRW liberal« und wurde 2005 Mitglied der FDP. Der 1937 in Bochum geborene Facharzt für Neurologie und Psychiatrie ist seit 2005 Mitglied der FDP-Fraktion im Bundestag und gehört dort dem Ausschuss für Gesundheit an. Der studierte Mediziner Schily gründete 1982 mit der Universität Witten/Herdecke die erste und bisher einzige Privatuniversität in Deutschland.
Schily übte bei seinem gesundheitspolitischen Referat scharfe Kritik an der Politik der Großen Koalition. Eine schier unüberschaubare Flut an Bürokratie ströme auf die Krankenhäuser und Praxen zu, und Ärzte könnten sich immer weniger um ihre Patienten kümmern. Der Versuch einer Entbürokratisierung sei gescheitert. »Die gesetzlichen Folterinstrumente werden lediglich mit Filz umwickelt, damit nicht jeder gleich die Daumenschraube spürt«, so Schilys klare Meinung gegenüber der Gesetzgebung im Gesundheitswesen.
Zudem kritisierte Schily das »planwirtschaftliche System namens Krankenkassen« und scheute nicht den Vergleich zur ehemaligen DDR: Der Gesundheitsfonds sei 1989 abgeschafft worden und werde 2009 wieder eingeführt. Der von den Regierungsfraktionen geplante Fonds und die staatliche Regulierung der Beiträge changiere dabei je nach Wählergunst. Der Patient erhalte keinerlei transparente Kosteneinsicht.
Der Sozialismus habe bewiesen, dass ein Zwangssystem, als das er das bestehende Krankenkassensystem einstufte, fehlschlage. Die freien Berufe müssten für die Freiheit »kämpfen«. Ein freier Markt im Gesundheitswesen fördere auch den medizinischen Fortschritt.

Artikel vom 26.01.2007