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Große Schauspielerin,
die gerne politisiert

Vanessa Redgrave feiert ihren 70. Geburtstag

London (dpa). Es ist in der Schauspielerei wie in anderen Berufen auch. Es gibt Leute, die der Arbeit eher still nachgehen, und welche, die dazu auch noch immer wieder ihre Meinung sagen.

Vanessa Redgrave gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Für mehr als 100 Filme hat die Oscar-Preisträgerin vor der Kamera gestanden - und sich mindestens ebenso oft für politische Anliegen stark gemacht. Wegen ihrer Neigung zum Politisieren wird die Engländerin im Kreis der Kollegen gern die »Mother Courage« (»Mutter Courage«) genannt. Am kommenden Dienstag wird sie 70 Jahre alt.
Redgrave stammt aus der bekanntesten Schauspieler-Dynastie der britischen Insel. Am Tag ihrer Geburt stand ihr Vater Michael Redgrave in London zusammen mit der Schauspiel-Legende Laurence Olivier zusammen in »Hamlet« auf der Bühne. Unter tosendem Applaus des Publikums verkündete Olivier: »Heute Abend ist eine große Schauspielerin geboren.« Wie sich nachträglich herausstellte, hatte er damit völlig Recht.
Redgrave trug dann aber auch das Ihrige dazu dabei, dass die Dynastie bis heute Bestand hat. Ihre beiden Töchter aus der Ehe mit dem Filmregisseur Tony Richardson blieben ebenso im Fach wie ihr Sohn aus der Verbindung mit dem italienischen Spaghetti-Western-Helden Franco Nero. Später war sie lange Jahre mit dem James-Bond-Darsteller Timothy Dalton zusammen. Der britische Schauspieler Liam Neeson ist ihr Schwiegersohn. Klar, worüber bei Familientreffen geredet wird.
Die Liste ihrer eigenen Erfolge reicht von Klassikern wie »Blow Up«, mit dem sie 1967 den internationalen Durchbruch feierte, bis hin zu den »Muschelsuchern« fürs jüngste Weihnachtsprogramm des ZDF. Den Oscar bekam Redgrave für ihre Rolle in »Julia«, als sie eine jüdische Widerstandskämpferin spielte. Bis heute nutzt sie ihre Prominenz immer wieder, um auf politische Themen aufmerksam zu machen. Früher war sie gegen den Vietnam-Krieg, gegen die atomare Aufrüstung, gegen die britische Nordirland-Politik. Heute ist sie gegen die Amerikaner im Irak, gegen die Chinesen in Tibet und gegen die Russen in Tschetschenien.
Zusammen mit ihrem Bruder Corin (Schauspieler) hat Redgrave sogar eine eigene Partei namens Peace and Progress (»Frieden und Fortschritt«) gegründet. In nächster Zeit will sie sich aber verstärkt um ihre Aufgaben als Sonderbotschafterin des UN-Kinderhilfswerks Unicef kümmern.

Artikel vom 27.01.2007