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Singen ohne Hohn und Spott

Premiere bei »Jugend musiziert«: 25 Teenager stimmen Pop-Songs an

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Großmaul Dieter Bohlen sitzt nicht in der Jury. Deshalb haben die 25 ostwestfälisch-lippischen Teilnehmer am ersten Gesangswettbewerb von »Jugend musiziert« keine gehässigen Urteile zu befürchten.

»Ich finde die abschätzigen Kommentare von Dieter Bohlen unmöglich, sie wirken demotivierend«, sagte die Organisatorin von »Jugend musiziert«, Denise Süßer (39) aus Gütersloh, gestern dieser Zeitung. Deshalb grenze man sich konsequent von der umstrittenen RTL-Casting-Show »Deutschland sucht den Superstar« ab.
Die Premiere des Pop- und Rock-Gesangswettbewerbs der traditionsreichen Reihe »Jugend musiziert« findet für den Regierungsbezirk Detmold am Samstag, 3. Februar, im Jugendzentrum Schötmar in Bad Salzuflen statt. Die Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren haben 20 Minuten Zeit, um die dreiköpfige Jury von ihrem Können zu überzeugen. »Sie tragen drei Songs vor: einen a-cappella, einen mit musikalischer Begleitung durch Gitarre oder Klavier und eine Eigenkomposition«, sagte der Koordinator des Pop- und Rockwettbewerbs, Stephan Otters dieser Zeitung. Der 39-Jährige leitet die Musikschule in Bad Salzuflen und hat beobachtet: »Das Singen ist wieder angesagt.« Dazu habe »Deutschland sucht den Superstar« maßgeblich beigetragen.
Den herabwürdigenden Umgang mit Teenagern, die sich Hoffnung auf eine große Karriere machen, will Otters gleichwohl vermeiden: »Wir wollen motivieren, Freude am Singen wecken und warnen außerdem vor der totalen Vermarktung, wie sie auf Talente in der Bohlen-Sendung zukommt.«
Die 25 Jugendlichen singen in Bad Salzuflen vor einer dreiköpfigen Jury: Sie besteht aus der Sängerin Ulrike Wahren vom Landestheater Detmold, dem Pianisten Peter Stolle sowie dem Bassisten und Musikpädagogen Joachim Fitzon. Letzterer ist zudem Experte für den ebenfalls erstmals ausgetragenen Wettbewerb am E-Bass.
Nach ihrem Auftritt werden die Sängerinnen und Sänger nicht in ihrem Beisein abgeurteilt. Stattdessen notiert jeder Juror eine erste Einschätzung auf einem Zettel, anschließend vergleichen und diskutieren die Experten ihre Ergebnisse. Dann vergeben die Juroren erneut bis zu 25 Punkte und ermitteln daraus am Ende eine Durchschnittsnote. Es winken je nach Punktzahl erste, zweite und dritte Preise und den Besten die Teilnahme am Landeswettbewerb vom 9. bis 14. März in Essen. Wer es nicht dorthin schafft, bekommt zumindest eine Urkunde und bleibt in jedem Fall von Hohn und Spott verschont. »Musikalische Jugendarbeit ist auch ohne Beleidigungen möglich«, betont Otters.
Nicht nur in der Sparte Gesang sei das Interesse an den Rock- und Pop-Wettbewerben groß, ergänzte Denise Süßer. So hätten sich für das Instrument Schlagzeug 19 Jugendliche angemeldet. Natürlich finden auch wieder die klassischen Wettbewerbe von »Jugend musiziert« statt: am nächsten Samstag und Sonntag wird in Bielefeld vorgespielt und am darauffolgenden Wochenende in Höxter.

Artikel vom 25.01.2007