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Kunstaktion soll zu Nachdenklichkeit anregen

In Altstädter Nicolaikirche können Besucher »Parcours der Vergänglichkeit« durchschreiten

Bielefeld (niko). Die Altstädter Nicolaikirche wird von Freitag, 26., bis Sonntag, 28. Januar, zu einem Ort der Begegnung. Die Wertheraner Künstlerin Viola Richter-Jürgens zeigt im Kirchenschiff ihren »Parcours der Vergänglichkeit«. Ist die Vergänglichkeit ein Fluch, ein Geschenk oder eine Plage? Diese Frage soll jeder Besucher beim Betrachten der Installation für sich selbst beantworten.

Vergänglichkeit - Tod und Verlust werden am häufigsten mit diesem Begriff assoziiert. »Dabei bedeutet Vergänglichkeit auch, dass Schmerz oder Liebeskummer nachlassen«, meint Viola Richter-Jürgens, dass der Begriff durchaus Positives beinhaltet. Sie selbst hat sich für ihr Kunstprojekt intensiv mit allen Seiten der Vergänglichkeit befasst.
Das Ergebnis präsentiert sie auf insgesamt 100 Stelen, die am kommenden Wochenende im gesamten Innenraum der Kirche aufgestellt werden. Die Stelen bestehen aus Schildern aus Architektenkarton, die auf flexiblen Metallstäben angebracht sind. Wörter, kurze Sätze und Fragen auf der Vorderseite, Fotos und Spiegelflächen auf der Rückseite. Durch die flexiblen Stangen sind die Schilder immer in Bewegung und scheinen frei im Raum zu schweben. So sollen auch die Besucher der Veranstaltung in Bewegung bleiben, körperlich während sie den Parcours entlanggehen, geistig bei der Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema. Bereits zweimal hat Viola Richter-Jürgens den »Parcours der Vergänglichkeit« ausgestellt. »Die Menschen betrachten den Parcours nicht nur, sie werden zum Nachdenken angeregt und kommen miteinander ins Gespräch«, berichtet die Künstlerin.
Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher musste nicht lange überlegen, als Viola Richter-Jürgens ihn wegen einer Ausstellung ansprach. »Die Vergänglichkeit des Lebens ist allgegenwärtig, trotzdem trifft uns der Verlust eines geliebten Menschen plötzlich und wie ein Schock.« Die Ausstellung bietet den Menschen die Möglichkeit, sich ganz bewusst und vor allem freiwillig mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Auf eine feste Reihenfolge der Installation verzichtet Viola Richter-Jürgens ganz bewusst: »Jeder soll sich das heraussuchen, was für ihn persönlich am wichtigsten ist.« Ihr Ziel ist es, dass sich die Besucher von der Vergänglichkeit berühren lassen und sie auch selbst berühren. »In dem Parcours gibt es keine Verbotsschilder, die Stelen dürfen angefasst werden.«
Eröffnet wird der »Parcours der Vergänglichkeit« am Freitag, 26. Januar, um 18.30 Uhr. Bereits um 18 Uhr lädt die Kirche zu einer Lesung an der Lichtskulptur ein. Am Eröffnungsabend haben die Besucher die Gelegenheit, mit der Künstlerin selbst zu sprechen. Darüber hinaus kann die Ausstellung an beiden Tagen jeweils von 10 bis 18 Uhr besucht werden.
Begleitend finden am Samstag um 14 und 15 Uhr sowie am Sonntag um 15, 16 und um 17 Uhr Lesungen statt. Während Armin Piepenbrink-Rademacher Bibeltexte zum Thema Vergänglichkeit zitiert, hat Viola Richter-Jürgens Assoziationen zu den Texten auf den Stelen ausgewählt. Karin Benn, Lotte Kirchhoff, Ulrike Kroll und Susanne Slomka von der Schreibwerkstatt »Wortwechsel« in Halle stellen passende Texte aus der Literatur vor. »Auch unser Gottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr wird sich der Ausstellung annehmen«, lädt der Pfarrer ein.

Artikel vom 25.01.2007