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Kartellstrafe für Siemens

Trafostation in Chefetage


Für die Münchner Siemens AG und ihren Konzernchef Klaus Kleinfeld kommt es derzeit knüppeldick. Nach übler Korruption und bösem Spiel mit den BenQ-Mitarbeitern nun auch noch ausgerechnet am Vortag der Hauptversammlung eine Kartellstrafe über die Rekordsumme von 420 Millionen Euro. Man spürt, wie sich die Wut der Kleinaktionäre dem Siedepunkt nähert.
Ein heißer Tanz wird dies heute aber nicht nur für Kleinfeld, sondern auch für seinen Vorgänger und jetzigen Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer. Fast könnte man schon Mitleid bekommen. Doch das wäre fehl am Platz.
Wie schon im Korruptionsfall wollte der Gigant Siemens auch mit dem verbotenen Kartell den Wettbewerb überlisten. Anonyme E-Mail-Adressen, verschlüsselte Botschaften und ausgeklügelte Ziffern-Codes zeugen von einer ziemlich großen Portion krimineller Energie. Siemens war dabei nicht irgendein Mitläufer, sondern stellte nach den Ermittlungen der Brüsseler Wettbewerbshüter das »Sekretariat« des Kartells.
Zum wiederholten Mal schiebt die Konzernzentrale die Schuld wieder auf einzelne Mitarbeiter. Vor deren Fehlverhalten ist, vor allem in einer Belegschaft mit 440 000 Beschäftigten, tatsächlich keine Firma gefeit. Doch im Falle von SIemens zieht das Argument nicht mehr. Nicht zu Unrecht vermuten die Kleinaktionäre die Trafostation für soviel kriminelle Energie ganz oben, in der Chefetage. Bernhard Hertlein

Artikel vom 25.01.2007