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Seltener Besuch: Pfau auf
Terrasse im Winterquartier

Ehepaar Brune und Enkel Daniel (11) füttern Ausreißer

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Die Familie Brune in Schildesche hat seltenen Besuch bekommen. Ein blauer Pfau, stolz und prächtig anzusehen, hat es sich auf der Terrasse bequem gemacht. Woher er kommt, ist ein Rätsel.

»Wir haben schon im Senner Tierheim und im Tierpark Olderdissen nachgefragt, ob er dort entlaufen ist«, erzählt Erika Brune (67), »aber dort wird kein Tier vermisst«. Deshalb kümmert sich die Rentnerin mit Ehemann Willy (63) und Enkel Daniel Schröter (11) zurzeit liebevoll um den »Flüchtling«. Vergangenen Montagnachmittag gegen 15 Uhr wurde der Pfau das erste Mal in der Siedlung Am Balgenstück gesichtet. Gestern morgen guckte er dann verschlafen durch die Terrassentür des Hauses Nr. 19a.
»Übernachtet hat er in einem Baum«, berichtet Daniel, der das Helmholtz-Gymnasium besucht und in der Nähe seiner Großmutter wohnt. Er hat den Ausreißer nach seinem Auftauchen nicht aus den Augen gelassen, beobachtet, wie er den Parkplatz erkundete und ihn dann zusammen mit der Oma gefüttert. Am liebsten frisst »Fridolin«, so haben ihn die Brunes inzwischen getauft, Graubrot-Krumen. Aber auch Vogelfutter verschmäht der »Pavo cristatus« nicht.
Der älteste Ziervogel des Menschen ist normalerweise standorttreu, stammt eigentlich aus Indien und Sri Lanka. Seit rund 4000 Jahren ist der Pfau auch in Europa heimisch. Gutsherren schmückten sich besonders gerne mit ihm. Sein berühmtes Rad hat er in Schildesche aber noch nicht geschlagen. Die Brunes sind einiges gewöhnt, haben schon Schafe, Kühe und Igel auf der Wiese vor dem Mehrfamilienhaus nahe des Viadukts »Asyl« gewährt. »Ein Pfau hat sich jetzt aber zum ersten Mal bei uns verlaufen«, meinte Erika Brune gestern zum WESTFALEN-BLATT.
Der unerwartete Gast ist gar nicht scheu, »kann aber aus dem Stand starten und auch ganz schnell weglaufen«, hat sie beobachtet. Beim Rentner-Ehepaar fühlt sich Fridolin offenbar pudelwohl. Dackel-Mischling »Benny« darf den Pfau allerdings nur durchs Wohnzimmer-Fenster bestaunen. Nach draußen geht es nur an der Leine. »Bekäme er den Pfau frei laufend zu sehen, würde er wohl rebellisch werden«, lässt Willy Brune Vorsicht walten.
Die Frage ist jetzt: Wer vermisst den Pfau? Der Halter kann sich entweder beim WESTFALEN-BLATT, Tel. 0521-585294, oder direkt bei Familie Brune unter Tel. 0521-870778 melden. Könnte er sprechen, wäre vieles einfacher. Stattdessen hat Pfau »Fridolin« den »Schilskern« noch nicht einmal Kostproben seines charakteristischen Schreis gegeben. Ist vielleicht auch besser so, galt der Laut früher doch als böses Omen und ertönt er in der Tat doch oft vor Unwettern.

Artikel vom 24.01.2007