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Hochvirtuoser Streifzug durch den Norden

Ensemble »Bell' Arte Salzburg«

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). In der Konzertreihe »Alte Musik« der Peterskirche Kirchdornberg geben immer wieder ausgewiesene Kenner ihre musikalische Visitenkarte ab. Zum Auftakt des neuen Jahres war es das Ensemble »Bell' Arte Salzburg«, das in Trio-Besetzung die Hörergemeinde begeisterte.

Die Programmzusammenstellung rankte sich um Dietrich Buxtehude, den berühmtesten Vertreter der norddeutschen Orgelschule, dessen Todestag sich am 9. Mai zum 300. Mal jährt. Neben kirchlichen Werken schuf er mit Triosonaten und Klavierwerken auch ein reiches weltliches Oeuvre. Dessen kunstvoll durchzeichneten Triosonaten Nr. 3 und 4 aus op. I umrahmten das Programm mit bekannten und unbekannten Vertretern der hanseatischen Violinschule und legten gleichzeitig dar, was das hochambitionierte Spiel von Annegret Siedel (Barockvioline), Rebeka Ruso (Viola da gamba) und Zvi Meniker (Cembalo) auszeichnet: Ein lebendig atmender Zugang, markante, griffige Akzentsetzung bis hin in den Continuo-Bereich, eine poetisch weit ausschwingende Kantabilität und perfekte Abstimmung. Technische Hürden scheinen die Musiker nicht zu kennen, die auf Instrumenten musizierten, die der Zeit Buxtehudes entstammten und daher mit dem warmen, farb- und obertonreichen Klang des Frühbarock dem Ohr schmeichelten. Belebt mit rhythmischem Schwung, feinster Tonmodulation sowie dynamischer und agogischer Finessen erreichte »Bell'Arte« eine Intensität des Ausdrucks und Lebendigkeit des Vortrags, die auf modernem Instrumentarium kaum denkbar wäre.
So geriet der Streifzug durch die geografisch und geschichtlich naheliegende Komponistenlandschaft zu einem fesselnden und genussreichen Konzerterlebnis, das viele Preziosen und Überraschungen bereithielt wie das zigeunerhaft dargebotende Stück »Sine Titulo« von Johann Schop oder die tänzelnd-kantilen Variationen über zwei englische Lieder von Thomas Baltzar und Nicolaus Bleyer -Êbeides Lübecker Vorgänger von Buxtehude.
Bewundernswert auch, mit welcher Vitalität und Spannung die charakteristischen Merkmale der Tanzsätze einer Suite von Samuel Peter Sidon herausgestellt wurden oder die feierlich tänzelnde »Sonata a tre« von Dietrich Becker in einem rasanten Fugato endete. Nach zwei virtuosen und abwechslungsreichen Stunden war das Publikum des Barockklangs noch nicht müde, sondern erklatschte sich noch eine Zugabe.

Artikel vom 24.01.2007