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Von Löhne nach Hollywood

Silke Buhr ist Filmbildnerin des Oscar-Anwärters »Das Leben der Anderen«

Von Matthias Band und unseren Nachrichtenagenturen
Los Angeles/Löhne/Berlin (WB). Wenn in der Nacht zum 26. Februar in Hollywood zum 79. Mal die Oscar-Trophäen verteilt werden, kann sich auch Deutschland Hoffnungen machen.

Das schon vielfach preisgekrönte Stasi-Drama »Das Leben der Anderen« von Florian Henckel von Donnersmarck wurde gestern in Los Angeles mit ins Rennen um den Titel »Bester nicht englischsprachiger Film geschickt. »Jetzt gehe ich als Vertreter meines Landes nach Los Angeles und fühle mich wie Klinsmann im Halbfinale - nein: wie Klinsmann im Finale!«, freute sich der 33-jährige Regisseur über den Erfolg.
Und nicht nur er: Auch Silke Buhr aus Löhne (Kreis Herford), die für das Szenenbild des Stasi-Dramas verantwortlich war, steht vor dem größten beruflichen Erfolg ihres Lebens. »Das ist der Wahnsinn. Ich hätte nie geglaubt, dass dieser Film einen solchen Weg beschreitet«, sagte die 40-Jährige gestern dem WESTFALEN-BLATT.
»Wir haben sofort alle miteinander telefoniert«, erzählte Silke Buhr, wie sich die Nachricht unter der Film-Crew wie ein Lauffeuer verbreitet habe. »Ich war gerade mit meinem Sohn spazieren, als mich ein Freund über die Nominierung informierte«. Jetzt wollen natürlich alle Beteiligten in der Nacht zum 26. Februar dabei sein, wenn es heißt: »The Oscar goes to...«
»Leider wird es aber nur vier bis sechs Karten geben. Das heißt, dass die meisten von uns nicht mit reinkommen werden«, glaubt die Filmarchitektin. Angeblich soll es aber einen Raum geben, wo sich die anderen Crew-Mitglieder während der Verleihung aufhalten können.
Nachdem Silke Buhr in Löhne ihren Realschulabschluss gemacht hatte, absolvierte sie in Bad Oeynhausen eine Tischlerlehre. In Herford machte sie dann ihr Abitur und studierte anschließend Innenarchitektur in Detmold. Mit dem Diplom in der Tasche wechselte sie dann zur Filmhochschule nach München.
»Anfangs war ich nur billige Arbeitskraft«, erzählt sie von ihrem schwierigem Start. Doch spätestens nach ihrem Erfolg beim Deutschen Filmpreis 2006, wo sie mit »Das Leben der Anderen« die »Lola« für das beste Szenenbild gewann, hat sie endgültig den Sprung geschafft. Mittlerweile lebt sie in Berlin. »Es ist die kreativste Stadt Deutschlands.«
Gemeinsam mit der ganzen Mannschaft von »Das Leben der Anderen«, darunter die Schauspieler Martina Gedeck, Sebastian Koch, Ulrich Mühe und Ulrich Tukur, hofft sie nun, dass sich das Werk gegen die vier weiteren Oscar-Anwärter in seiner Sparte durchsetzen kann.
Spannend wird die diesjährige Oscar-Prozedur aber auch für alle anderen Nominierten: Favorit in der Königskategorie »Bester Film« ist das weltumspannende Drama »Babel« des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu mit sieben Nominierungen.
»Babel« konkurriert mit »The Departed - Unter Feinden« von Martin Scorsese, »Letters from Iwo Jima« von Clint Eastwood, »The Queen« von Stephen Frears und dem Independent-Hit »Little Miss Sunshine«. Sogar acht Nominierungen hat der Musikfilm »Dreamgirls« - allerdings keine in der Kategorie »Bester Film«.
Gleich drei britische Schauspielerinnen haben Aussichten auf den Oscar als beste Hauptdarstellerin: Hier wurden Judi Dench, Helen Mirren und Kate Winslet sowie die Amerikanerinnen Meryl Streep und Penelope Cruz aufgestellt.
Forest Whitaker, Peter O'Toole, Will Smith, Leonardo DiCaprio und Ryan Gosling gehen als beste Darsteller ins Rennen.

Artikel vom 24.01.2007