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Martin Stegemann hat einen Anwalt eingeschaltet.

An der Feldstraße stinkt's zum Himmel

Nachbarn wollen Schafhaltung verbieten lassen

Von Michael Schläger und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Martin Stegemann stinkt's gewaltig. Der Chef der Bielefelder »Harley Davidson«-Vertretung an der Feldstraße beklagt sich seit langem über die Geruchsbelästigung durch die benachbarte Schafzucht. Und nicht nur das: Auch Ratten zischen jetzt häufiger über den Hof seines Motorrad-Handels.

Bei der Stadt hat Stegemann nur Achselzucken geerntet. Die Schafhaltung könne nicht unterbunden werden, heißt es aus dem Rathaus. Der Grund: »Harley«-Vertretung und Stallungen befänden sich baurechtlich in einem Mischgebiet, seien beide erlaubt.
Diese Einschätzung kann auch Sabri Kartal nicht nachvollziehen. Der Türke besitzt nebenan ein Mehrfamilienhaus, hat es gerade renoviert. »Mir laufen die Mieter weg, weil es übel riecht«, beklagt er wirtschaftliche Nachteile.
Eine einvernehmliche Einigung mit der griechischen Besitzerin der Schafe in wechselnder Zahl konnte nicht erzielt werden. Deshalb schaltete Stegemann schon vor geraumer Zeit Rechtsanwalt Carsten Ernst von der Bielefelder Kanzlei »Binder & Partner« ein.
»Seit 2004 haben wir die Stadt Bielefeld mehrfach schriftlich aufgefordert, ordnungsbehördlich einzuschreiten«, sagt Ernst. Zuletzt am 15. Januar lehnte das städtische Ordnungsamt ein solches Ansinnen ab. Weil eine außergerichtliche Lösung nicht möglich scheint, soll die Stadt nun auf dem Klagewege dazu gebracht werden, eine Untersagungsverfügung zu erlassen.
Aufgrund der Beschwerden aus der Nachbarschaft machten sich gleich zwei Mitarbeiter des städtischen Gesundheits-, Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes ein Bild von der Lage. »Eine Amtstierärztin untersuchte, ob die Schafe artgerecht gehalten werden«, sagt Stadtsprecher Dietmar Schlüter. Das Ergebnis: Alles sei im Rahmen. Ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde beschäftigte sich mit dem Rattenbefall. Das Resultat: Keine besonderen Auffälligkeiten. Allerdings: Die Nager sollen mit Hilfe von Rattenfallen und -gift verdrängt werden. Schlüter: »Dieser Auflage ist die Halterin nachgekommen.«
Doch aus Sicht der Nachbarn sind Auflagen das Eine, praktische Erfahrungen das Andere. Sie müssen vorerst weiter mit Geruchsentwicklung und Ratten leben, hoffen jetzt auf eine Gerichtsentscheidung zu ihren Gunsten.

Artikel vom 23.01.2007