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Liebe in Zeiten von Sparwasser

Sat1 setzt zur besten Zeit auf Komödie mit DDR-Vergangenheit


Sat1, 20.15 Uhr: Die DDR als Filmstoff ist Kassengift - hieß es früher. Doch seit »Good Bye, Lenin!« und »Sonnenallee« hat sich das gründlich geändert. Im Kino wie auf dem Bildschirm waren beide Streifen Hits.
»Es kommt auf die Perspektive an«, meint Produzent Tim Gehrke, »ein Blickwinkel ohne Häme, mit etwas zärtlicher Ironie dabei, sollte es sein.« So wie ihn auch sein Film »Küss mich, Genosse!« wählt.
Aufhänger ist ein gesamtdeutscher Mythos: das von Jürgen Sparwasser erzielte Tor zum 1:0-Sieg der DDR gegen die Bundesrepublik bei der Fußball-WM 1974. Im Augenblick, da das Schicksalstor fällt, wird auch ein ost-westliches Kind gezeugt. Inzwischen ist es zu einer ehrgeizigen Jungjournalistin herangereift. Die will der eigenen Herkunft und den Hintergründen auf die Spur kommen.
Bei der Recherche wird Jenny Lütjens (Mira Bartuschek) aber von einem Fußball am Kopf getroffen: Sie sinkt ins Koma und erwacht im Jahr 1974. Nun erlebt sie, wie es damals war, als sich ihre Mutter (Josefine Preuß), ein westdeutsches Blumenkind, und ihr Vater (Constantin von Jascheroff), ein ostdeutscher DJ, in Liebe fanden. In dem hochkarätig besetzten Ensemble spielen Anja Kling und Jörg Schüttauf mit Genuss die SED-Genossen von damals. Dass es nicht nur komisch zugeht, dafür sorgt schon Horst Kotterba (»Abschnitt 40«) als lächelnder, zugleich die Raubtierzähne bleckender Stasi-Mann.
In einem Zwei-Minuten-Auftritt ist auch Jürgen Sparwasser höchstpersönlich zu sehen: Das Fußball-Idol von damals spielt mit seinem Enkel. »Aber das ist nicht mein richtiger Enkel. Der ist schon 19 und einen Kopf größer als ich«, sagt Sparwasser, der sich mit Humor damit abgefunden hat, die lebende Legende zu sein. Die Filmarbeit habe ihm viel Spaß gemacht, auch wenn dort manches anders abgelaufen sei als 1974.
Bei der WM 2006 saß er übrigens beim Finale auf der Ehrentribüne - mit dem richtigen Enkel.

Artikel vom 23.01.2007