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Revanche gegen die »Ballmaschine«

Australian Open: Thomas Haas hat gegen Dawidenko noch eine Rechnung offen

Melbourne (dpa). Als sich die ersten Schatten senkten, strahlte Thomas Haas in der Vodafone-Arena über seinen dritten Viertelfinal-Einzug bei den Australian Open.Zufrieden in Melbourne: Haas-Freundin Sara Foster, Trainer Thomas Hogstedt.
Mit einer glänzenden Leistung siegte der Hamburger 4:6, 6:3, 6:2, 6:3 gegen Argentiniens Spitzenmann David Nalbandian und darf vom dritten Halbfinale in Melbourne nach 1999 und 2002 träumen - vielleicht sogar von mehr, denn auf Titelverteidiger und Favorit Roger Federer könnte Haas anders als im Vorjahr frühestens im Endspiel treffen.
»Das ist ein gutes Gefühl. Das werde ich heute Abend auch ein bisschen genießen«, sagte Haas nach dem insgesamt fünften Einzug in ein Grand-Slam-Viertelfinale. Dort wartet in Nikolai Dawidenko, der den Tschechen Tomas Berdych 5:7, 6:4, 6:1, 7:6 (7:5) besiegte, aber der selbe Gegner wie vor vier Monaten im verlorenen Viertelfinale der US Open. »Mit ihm habe ich noch eine Rechnung offen. Ich freue mich auf das Match, weil ich mich revanchieren kann«, sagte Haas. Dawidenko nahm dessen Sieg erfreut zur Kenntnis: »Für mich ist das gut. Nalbandian liegt mir nicht so sehr.« Der 25-Jährige steht in Australien zum dritten Mal nacheinander im Viertelfinale.
In New York hatten Haas im dritten Fünf-Satz-Match binnen vier Tagen weder eine 2:0-Satzführung noch eine tolle kämpferische Leistung gegen Dawidenko gereicht. Haas bezeichnete ihn damals als »Ballmaschine«, der ihn und die Zuschauer nerve. Auch im ersten Vergleich bei den French Open 2005 gab es mit 5:7, 0:6, 0:6 eine Pleite. »Er hat ein hässliches Spiel und prügelt die Bälle von links und rechts rein«, erläuterte Haas, wie sich Dawidenko aus seiner Sicht auf Platz drei der Weltrangliste vorgearbeitet hat.
An einem herrlichen Sommertag blieb Haas gegen den letztjährigen Halbfinalisten Nalbandian auch im dritten Vergleich ungeschlagen, obwohl der Weltranglisten-Achte den besseren Start hatte. Haas leistete sich im ersten Durchgang zu viele Fehler, konnte diese Quote aber senken und bot nach seinem ersten Satzverlust im laufenden Turnier eine tolle Leistung. Er servierte gut und drückte der Partie mit druckvollem Spiel seinen Stempel auf. Nach dem 3:3 im zweiten Satz war der 28-Jährige nicht mehr zu bremsen und gewann elf der 13 folgenden Spiele.
»Mein Plan ist aufgegangen. Er hat im ersten Satz stark gespielt mit Winkeln, die nur er kann. Das hat mir etwas Sorgen gemacht. Als ich den zweiten Satz hatte, habe ich mich besser gefühlt und bin aggressiver geworden«, sagte Haas, der 2006 im Achtelfinale in fünf Sätzen an Federer gescheitert war.
Auch die kurze Pause nach dem Drittrunden-Erfolg über Florian Mayer schien ihm nichts auszumachen. Nalbandian wirkte müde, nachdem er am Samstag fast vier Stunden auf dem Platz gestanden hatte und zum zweiten Mal im Turnierverlauf erst nach der Abwehr von Matchbällen gesiegt hatte. »Tommy hat gut gespielt. Ich war nicht ganz fit, konnte mich nicht gut bewegen«, sagte Nalbandian.
Erstmals unter den letzten Acht steht Fernando Gonzalez (Chile) nach dem 7:5, 6:4, 7:6 (7:4) gegen James Blake (USA). Gonzalez spielt nun am Mittwoch gegen den Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal (Spanien), der den Schotten Andy Murray mit 6:7 (3:7), 6:4, 4:6, 6:3, 6:1 bezwang.
Bei den Damen treffen im Viertelfinale die dreimalige Siegerin Martina Hingis und die frühere Weltranglisten-Erste Kim Clijsters aufeinander. Die Belgierin siegte 6:1, 7:5 gegen Daniela Hantuchova. Hingis bezwang die Chinesin Na Li 4:6, 6:3, 6:0. Im Vorjahr war die Schweizerin gegen Clijsters ausgeschieden.
Die topgesetzte Maria Scharapowa trifft nach dem 7:5, 6:4 über Vera Zwonarewa erneut auf eine russische Landsfrau. Anna Tschakwetadse steht nach dem 6:4, 6:1 über die Schweizerin Patty Schnyder erstmals in einem Grand-Slam-Viertelfinale.

Artikel vom 23.01.2007