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Hertha spielt auch ohne
Dirigent im Konzert mit

Bastürk pokert noch - Marcelinho kommt zurück

Von Klaus Lükewille
Berlin (WB). Der Regisseur wurde verkauft, sein Stellvertreter war lange verletzt. Doch auch ohne den großen Dirigenten spielt die Hertha im Bundesliga-Konzert mit und startet als Nummer fünf in die Rückrunde.

Der Brasilianer Marcelinho, um den sich lange Jahre in Berlin alles drehte, er packte im Sommer 2006 die Koffer. Manager Dieter Hoeneß und Trainer Falko Götz, sie hatten genug. Klar, der Mann war an seinen besten Tagen ein Ass, aber er konnte auch ein Aas sein. Unvergesslichen Traum-Toren folgten immer wieder alptraumhafte Extra-Touren.
Irgendwann war das Maß voll, der Solist wechselte in die Türkei. Sie hatten ja noch einen zweiten »Kopf« im Kader, Yildiray Bastürk sollte die Rolle übernehmen. Doch der stand mehr auf der Verletztenliste als auf dem Platz. Er absolvierte bisher nur sieben Partien, trotzdem spielte die Hertha sehr ordentlich. Und jetzt pokert Bastürk auch noch: Sein Vertrag läuft aus, die Berliner würden ihn gern halten - aber nicht um jeden Preis.
»Eine Frist hat er schon verstreichen lassen«, erklärte Manager Hoeneß, »ganz lange lassen wir uns nicht mehr hinhalten.«
Ist ja auch gar nicht nötig. Ohne Bastürk lief es doch zuletzt immer besser. Weil Hertha auf junge Leute setzt, die ihre große Chance bekommen - und nutzen. Malik Fathi wurde sogar schon Nationalspieler. Doch auf zwei Talente muss Götz vorerst verzichten: Sofian Chahed (Anriss der Syndesmose) fehlt sechs Wochen, Kevin-Prince Boatang, dem eine Meniskusoperation drohte, wird langsam aufgebaut.
Trotzdem ist der Trainer zuversichtlich: »Wir haben einen starken Kader, wir werden die Ausfälle kompensieren.«
Ganz freiwillig setzt Hertha allerdings nicht auf seine Nachwuchsleute: Der hoch verschuldete Verein kann sich Luxus-Einkäufe schon lange nicht mehr leisten. Und er muss aufpassen, dass der beste Torjäger an Bord bleibt. Denn Marko Pantelic hat immerhin schon zehn Treffer auf dem Konto - so viele wie der Bremer Miroslav Klose. Und erste Interessenten haben bei dem Serben bereits angeklopft.
Aber noch stürmt Pantelic für Hertha und soll den Spitzenplatz sichern. Kapitän Arne Friedrich warnte jedoch vor zu großen Erwartungen: »Es darf in Berlin niemand von der Champions League reden, diesen zusätzlichen Druck brauchen wir nicht.«
Es reicht auch schon so. Die Qualifikation für den UEFA-Cup wäre ein ausgezeichnetes Resultat. Da würde ein gelungener Rückrundenauftakt hilfreich sein. Die zweite Halbserie wird am Samstag im Olympia-Stadion angepfiffen. Und hier gibt es gleich ein Wiedersehen mit einem »alten« Kameraden: Wolfsburg kommt - mit seinem neuen Regisseur Marcelinho.
Nächste Folge: Trainer Armin Veh und sein Jahresplan mit dem VfB.

Artikel vom 23.01.2007