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Tapeten auf dem Laufsteg

Kreativer Malermeister Dietmar Ahle aus Paderborn schafft Mehrwert

Von Edgar Fels
Paderborn (WB). Ohne seine pfiffigen Ideen und seinen Mut zum Risiko würde es den Malerbetrieb Ahle in Paderborn vielleicht gar nicht mehr geben. Das sagt der Chef selbst. So aber hat Dietmar Ahle (48) mit seiner Firma durch geschicktes Marketing nicht nur die schwachen Jahre in der Branche gemeistert, sondern seinen Umsatz sogar um bis zu 50 Prozent gesteigert.

In seiner Heimatstadt Paderborn ist Dietmar Ahle spätestens seit seinem Einsatz für eine geordnete Graffiti-Kultur ein bekannter Mann. Ahle sagte den Schmierereien und einfallslosen Schriftzügen den Kampf an, indem er den Kontakt zu den Sprayern suchte und ihnen mit Hilfe von Schulen, Kindergärten, Altenheimen und sogar Kirchengemeinden Wände zur Gestaltung zur Verfügung stellte.
Dabei erkannte Ahle, dass es unter den Sprayern echte Künstler gab und beschloss, diese zu fördern. So gründete er das bundesweit einmalige Jugendprojekt »Kunst am Bau«. Im vergangenen Jahr wurde der Paderborner Unternehmer dafür sogar von einer bundesweiten Mittelstands-Initiative als einer von drei »Mutmachern der Nation« in Nordrhein-Westfalen nominiert. Immerhin hatten sich 800 Unternehmer beworben.
Das Projekt war ein voller Erfolg. Die Schmierereien an den Hauswänden gingen deutlich zurück. »Dadurch hatte ich zwar 60 000 Euro weniger Umsatz«, blickt Ahle zurück. Schmerzen musste ihn das aber nicht. Denn es folgten Aufträge, die weitaus angenehmer waren, als verschandelte Hausfassaden zu reinigen: Auf einmal sollte der Malerbetrieb triste Hauswände oder Innenräume farblich gestalten. Ein neues Geschäftsfeld hatte sich aufgetan.
Auch die eigene Fassade am Firmengebäude hat Ahle farbenfroh gestaltet. Ein Hingucker, der nicht ohne Folgen blieb. Oliver Kray, früher einmal Untergrundsprayer in der Hauptstadt Berlin und heute erfolgreicher Künstler, druckte das Muster der Ahle-Wand auf Handtaschen und erhöhte damit den Bekanntheitsgrad des ostwestfälischen Malerbetriebes.
Das gleiche gilt für die vielleicht ungewöhnlichste Aktion, die Ahle im vergangenen Jahr erfand: eine Tapeten-Modenschau. Modells ließen sich kunstvoll in Tapeten hüllen, um auf diese Weise für neue Wände zu werben. »Tapeten sind wieder im Kommen,« sagt Ahle. Unterstützt wurde er dabei von der Paderborner Künstlerin Emell. Möglich, dass die Idee der Tapeten-Modenschau nun auch bundesweit Karriere machen wird, sagt Ahle.
Eine wegweisende Entscheidung fiel im Jahr 2003. Ahle gründete zusammen mit 13 weiteren Unternehmen eine Handwerkerkooperation - das Paderhaus. Die Idee, die dahinter steckt, ist einfach: Der Kunde, der seine Wohnung renovieren möchte, soll diese Leistung aus einer Hand erhalten.
»Das Paderhaus ist eine eigenständige Firma, mit der wir heute 20 Prozent unseres Umsatzes machen«, betont Dietmar Ahle. Die beteiligten Firmen empfehlen sich gegenseitig und sorgen so für Aufträge. Unter ihnen war mit Markus Kleiner sogar ein Existenzgründer, für den sich der Einstieg richtig gelohnt hat. Der Elektrofachbetrieb aus Salzkotten beschäftige heute sogar einige Gesellen, berichtet Ahle.
Mit seinem neuesten Projekt, einer Kooperation mit einer Hauptschule, will Dietmar Ahle die Zukunft des Unternehmens sichern. »Hauptschüler sind für uns potentielle Bewerber.« Inzwischen haben sich etwa 20 weitere Firmen der Kooperation angeschlossen. Die Unternehmer gehen in die Klassen, berichten über ihren Beruf und geben Bewerbungstipps.
Außerdem bieten die Firmen den Schülern Praktika an. Ahle: »Von 20 Hauptschülern findet heute nur eine Handvoll eine Lehrstelle. Doch schon in einigen Jahren dürfte es schwer sein, Facharbeiter zu finden. Dann profitiert auch unser Betrieb von dieser Kooperation.« Denn Dietmar Ahle setzt auf die Jugend. Immerhin acht seiner insgesamt 34 Mitarbeiter sind Auszubildende.

Artikel vom 27.01.2007