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Mehr Selbstwertgefühl

»EinLaden« hilft bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt

Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB). Hatice Ünlü blickt sich in dem Raum um. Die Ständer sind voll mit Kleidungsstücken -ÊPullover, Hosen, Jacken und Shirts. Ein paar Meter weiter in einem anderen Raum ordnet Mehmet Bodur die Abteilung Kleinteile. Dort findet sich vom Kerzenständer über Teelichter bis hin zu DVDs fast alles.

Aber Hatice Ünlü und Mehmet Bodur arbeiten nicht etwa in einem großen Kaufhaus. Na ja, es ist vielleicht doch ein großes Kaufhaus, aber eines der ganz besonderen Art. Denn die beiden befinden sich im »EinLaden« an der Espelkamper Königsberger Straße. Und dieser »EinLaden« sorgt dafür, dass auch diejenigen, die eben nicht so viel Geld haben, mit Kleidung und anderen Dingen wie Bettwäsche, Kleinteile oder Möbel versorgt sind. Die Leiterin des »EinLadens« ist Diplom-Pädagogin Julia Fontana. Die Geschäftsführerin kann nach einem Jahr zufrieden ein Resümee ziehen. Denn die Einrichtung wird hervorragend angenommen.
Der »EinLaden« ist ein Projekt der ProArbeit, des Hexenhauses (eine Einrichtung, die Frauen in Notlagen hilft) und des Zentrallagers Lübbecke (ein sozialer Verein, der Arbeitsgelegenheiten schafft). Die Waren stammen aus Spenden. Die Spendenbereitschaft innerhalb der Bevölkerung sei so groß, dass die Lager bis unter das Dach voll sind, sagt Fontana und bedankt sich bei den Menschen. Rabattaktionen müssten schon eingeläutet werden, um die Lager zu räumen.
»Voraussetzung zum Kauf der Waren ist, dass die Menschen Arbeitslosengeld-II-Empfänger sind«, betont Fontana. Aber auch Rentner mit Bezügen unter 800 Euro und Menschen, die Grundsicherung beziehen, können im »EinLaden« Espelkamp einkaufen.
Doch die Maßnahme hat noch einen Schwerpunkt. Durch den »EinLaden« sollen Arbeitslose und Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Und das ist im ersten Jahr gut gelungen. »Vom 1. Februar 2006 bis zum 31. Juli 2006 haben wir 52 Menschen beschäftigt -Ê15 Männer und 37 Frauen«, erklärt Fontana. Davon hätten 15 Personen die Maßnahme abgebrochen, da sie wieder eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden hätten. Eine Frau konnte in eine Ausbildungsstelle vermittelt werden. Eine weitere beendete die Maßnahme im »EinLaden« und konnte dann in eine Ausbildung vermittelt werden. »Eine weitere Frau hat einen 400-Euro-Job gefunden«, berichtet die Pädagogin.
Zurzeit sind im »EinLaden« 14 Männer und 16 Frauen beschäftigt. Obwohl der »EinLaden« nur für die Wiedereingliederung von Frauen vorgesehen worden war, wie Fontana betont. Alle Mitarbeiter - sie kommen übrigens aus dem gesamten Kreis Minden-Lübbecke -Êwurden von der ProArbeit vermittelt.
Die Männer arbeiten schwerpunktmäßig in der Möbelabteilung. Die Frauen sind zumeist in der Abteilung Kleidung und Kleinteile tätig. »Die Frauen waschen die gespendete Kleidung, nähen und stopfen oder ändern die Kleidungsstücke.« Die Männer und Frauen erhalten dafür 1,50 Euro die Stunde. »Durch die regelmäßige Tätigkeit wird das Selbstwertgefühl der Menschen wieder gestärkt. Man merkt, wie bei ihnen die Motivation wächst«, sagt Julia Fontana. Der »EinLaden« wecke die Potenziale und die Ressourcen bei den Menschen. Auch soziale Kontakte untereinander werden hergestellt. Die persönliche Entwicklung bei den Frauen und Männern verlaufe wieder deutlich positiver.
Eine enge Zusammenarbeit pflegt der »EinLaden« mit dem Ludwig-Steil-Hof in Espelkamp. Dort wird ein Bewerbungstraining angeboten, um die Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. Zudem gibt es auch Kontakte zu der Espelkamp-Lübbecker Tafel und dem Verein für berufliche Bildung im Gründer- und Anwendungszentrum.

Artikel vom 27.01.2007