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Heiner Brand setzt ein Lichtlein

Bundestrainer nominiert Lemgoer Torwart und fordert mehr Geduld

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Gestern früh gab der Bundestrainer seinen Männern frei - aus taktischen Erwägungen. Heiner Brand: »So haben die Spieler etwas mehr Pause nach dem Polenspiel.«

Nicht damit sie den Schock der Niederlage verdauen, sondern weil »ich sonst nur sehr dosiert hätte trainieren können«, erläuterte der Bundestrainer. Erst am Nachmittag bat er sein Team in die Sporthalle Masch.
Auf seinen ersten Auftritt bei der WM kann sich Carsten Lichtlein vorbereiten. Der Lemgoer Torwart wurde vom Gummersbacher Übungsleiter für die Hauptrunde nominiert. Brand: »Bei vier Spielen ist es gefährlich, nur mit zwei Keepern anzutreten. Es dient der Absicherung.«
Lichtlein happy: »Ich bin sehr positiv überrascht. Und natürlich ist es ein Traum, eine WM im eigenen Land zu spielen. Aber ich habe bislang nicht mit Heiner gesprochen, von meiner Nominierung habe ich durch Martin Heuberger erfahren.« Eine schlechte Nachricht gab es dagegen von Michael Haaß, er fiel aus dem 16er-Kader. Für Brand macht es »auch keinen Sinn«, auf Oleg Velyky zu bauen, im Fall Andrej Klimowets will er dagegen abwarten, beließ ihn aber im Kader.
In den ist Christian Schwarzer wieder voll integriert, auch wenn der Bundestrainer sagt, dass »man nicht erwarten darf, dass er allein Deutschland rettet«. Dass »Blacky« back ist, sah man auch in der Besprechung nach der Niederlage gegen Polen. Da saßen der TBV-Kreisläufer und der Coach mit Henning Fritz und Kapitän Markus Baur im Sportpark-Hotel zusammen und analysierten die Partie. Schwarzers Fazit: »Nach dem Spiel darf man nicht so eine Körpersprache haben. Entscheidend wird jetzt sein, ob man aus dem Spiel lernt.« Einen Grund, nach dem 25:27 pessimistisch zu sein, sieht der 37-Jährige aber nicht, denn »man darf, nur weil man eine WM im eigenen Land spielt, nicht davon ausgehen, dass man jedes Spiel gewinnt«.
Für seinen Chef gibt es drei Gründe, warum seine Mannschaft gegen die »frechen und rigorosen« Polen verloren hat. Zum einen »die mangelnde Geduld im Angriff gegen die sich gut bewegenden Polen«, dann die »nicht optimale Chancenverwertung, auch bei Florian Kehrmann auf Außen« und die »fehlende Aktivität in der Abwehr« fasste Brand sein Resümee nach dem Videostudium mit dem Team zusammen. Aber, so Brand, »die Polen sind ja auch keine Nobodies, sonst würden deutsche Bundesligateams sie ja nicht verpflichten«.
Positiv empfand Brand, dass der Kampfgeist wenigstens gestimmt habe, dass Markus Baur sich als Kopf der Mannschaft erneut bewiesen habe, aber dass »alle Spieler gefordert sind, die Fehler abzustellen«. Viel Zeit, diese Erkenntnisse umzusetzen, gibt es wirklich nicht mehr. »Wir haben jetzt vier Endspiele«, brachte Brand die WM-Brisanz bis zum Wochenende auf den Punkt. Das erste beginnt heute im Gerry-Weber-Stadion (17.30 Uhr/ARD) gegen Slowenien.

Artikel vom 24.01.2007