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Entführer erhält
acht Jahre Haft

87 000 Euro Lösegeld sichergestellt

Von Manfred Schraven
Paderborn (WB). Wegen gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraubs hat die 2. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn am Samstag die beiden Russlanddeutschen Walter M. (24) und Dennis R. (29) zu acht Jahren und sechs Monaten beziehungsweise sieben Jahren und neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

Beide Angeklagten waren geständig. Sie hatten im Mai des vergangenen Jahres den 50-jährigen Antonius Holtkötter verschleppt und nach Zahlung von 200 000 Euro durch dessen Familie freigelassen. Die Folgen der stundenlangen Todesangst standen dem Geschäftsführer eines Zerspanungsbetriebes in Wadersloh (Kreis Warendorf), der auf der Bank der Nebenklage saß, deutlich ins Gesicht geschrieben.
Der Mitangeklagte Landsmann Vadim B. (26) kam mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten wegen versuchter Strafvereitlung davon. Um auch Vadim B. die Tatbeteiligung an der Entführung nachweisen zu können, hatte die Staatsanwaltschaft die Vertagung der Verhandlung um eine Woche auf den Samstag bewirkt, doch die neu vorgelegten Beweise reichten nicht. Auch ein Videoclip der vier Männer, unter ihnen auch Vadim B., beim Zählen des Lösegeld zeigt, war kein zwingender Beweis. Richter Stefan Schäfer sah darin nur einen Hinweis, dass Vadim B. vom Verbrechen wusste.
Das einzig wirklich Neue: Fehlte vom Lösegeld bis zum Prozessbeginn noch jede Spur, konnten am 18. Januar in der elterlichen Wohnung von Walter M. 87 000 Euro sichergestellt werden. »Unser Anteil am Lösegeld«, so die beiden geständigen Kidnapper, die im übrigen auch am Samstag keine Angaben zu möglichen weiteren Mittätern machten. Da half auch nicht der persönliche Versuch des Opfers, der in einer Verhandlungspause in Richtung des Angeklagten Walter M. signalisierte, er möge doch endlich sagen, wer noch an der Entführung beteiligt gewesen sei. Dass bei dem Verbrechen zumindest vier Personen beteiligt waren, darüber waren sich Opfer wie Anklage einig.
So war denn auch die deprimierte erste Stellungnahme des Opfers nach den Urteilen verständlich. Antonius Holtkötter: »Vier Leute haben mich verschleppt, nur zwei wurden verurteilt. Und vom Lösegeld ist auch nur ein Teil wieder aufgetaucht.«
Ob die Staatsanwalt gegen das Urteil die Revision anstrebt, müsse noch geprüft werden, sagte Staatsanwalt Dietmar Sauerland.

Artikel vom 22.01.2007