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Der Knie-Fall in Basel

Walujews Gegner früh verletzt - Huck verteidigt Titel

Basel (WB/dpa). Als Pechvogel Jameel McCline mit herausgesprungener Kniescheibe ins Krankenhaus gebracht wurde, setzte Box-Promoter Don King zur Märchenstunde an.

Aus dem unerwartet schnellen Sieg von Schwergewichts-Weltmeister Nikolai Walujew in Basel durch eine Verletzung seines amerikanischen Herausforderers Ende der dritten Runde machte King eine Heldentat, die in der Bedeutung gleich hinter der ersten Mondlandung zu rangieren schien.
Es sei ein vernichtender Schlag von Walujew gewesen, der McCline den Körper verdreht und ihm das Knie auseinander gerissen habe. »Das war eine russische Explosion«, ein Schlag »wie eine Atomrakete«, eben »ein Kniescheiben-Zertrümmerungsschlag«, kreischte der US-Promoter in einem nicht zu stoppenden Redefluss. Um den sich in Rage redenden King nicht im Regen stehen zu lassen, stimmte Walujew ein: »Es war Schlagwirkung. Ich habe McCline im Gesicht getroffen«, behauptete der 146-Kilo-Koloss auf Nachfrage, fühlte sich bei der Antwort aber sichtlich unwohl.
Fakt ist: Der in 47 Kämpfen unbesiegte 2,13-Meter-Riese bleibt Weltmeister der World Boxing Association (WBA), ohne dass er dafür vor 9000 enttäuschten Zuschauern in der Basler St. Jakobshalle und 7,34 Millionen an den Fernsehschirmen einen echten Leistungsnachweis erbringen musste. Sein 15 Zentimeter kleinerer Herausforderer, der Walujew einige Male traf, erlitt einen Patellasehnenriss im linken Knie und muss in den USA operiert werden.
Nach ersten Prognosen wird der Heilungsprozess ein halbes Jahr dauern, womit die Karriere des 36-Jährigen wohl beendet ist. »Jameel hat sich bei einem eigenen Angriff verletzt, er hat bei dieser Aktion überhaupt keinen Schlag bekommen«, protestierte sein Manager Scott Hirsch.
Marco Huck (22) gestaltete seine zweifache Premiere souverän und diszipliniert. Bei seiner ersten Verteidigung des frisch gewonnenen EU-Cruisergewichtsgürtels musste der in Bielefeld aufgewachsene Sauerland-Boxer erstmals über zwölf Runden gehen. Huck war jederzeit Herr des Geschehens, was sich auch im deutlichen Urteil der Punktrichter (dreimal 118:110) ausdrückte. Mit explosiven Schlagsalven beeindruckte der weiterhin ungeschlagene Profi den Belgier Ismail Abdoul, auch wenn es im 18. Kampf nicht ganz zum 15. K.o. reichte. Der frühere Kickbox-Weltmeister, der die verschiedenen Ranglisten (2. WBO, 3. WBC, 4. WBA) inzwischen gestürmt hat, will sich weiter in der Spitze etablieren.

Artikel vom 22.01.2007