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»Deutscher« Torwart
trifft deutschen Trainer

Argentinien braucht den Vorrundensieg gegen Polen

Von Volker Krusche
und Gunnar Feicht
Halle (WB). Matias Schulz ist zuversichtlich. Der Torhüter des Zweitligisten Dessauer SV glaubt an das beste Abschneiden bei einer WM. Nein, Heiner Brand hat auf den letzten Drücker keinen neuen Nationalspieler für die DHB-Auswahl aus dem Hut gezaubert.

Schulz steht vielmehr bei Deutschlands Gruppengegner Argentinien zwischen den Pfosten. Und er sprüht vor Tatendrang: »Wenn uns das Glück hold ist, dann können wir den Sprung unter die besten Zwölf schaffen.«
Dazu wäre im Auftaktmatch aber gleich ein Paukenschlag notwendig, wenn die Gauchos an diesem Samstag in Halle (19.30 Uhr) auf Polen treffen. Für Schulz ist es das vorgezogene Endspiel, denn ein Sieg gegen den Erzrivalen aus Brasilien wird als einkalkuliertes Punktepolster, um die Tür zur Hauptrunde aufzustoßen, vorausgesetzt. Und es wäre nicht das erste Mal, dass die Südamerikaner die Vorrunde überstehen würden. 2001 erreichten sie bei der WM in Frankreich das Achtelfinale, zwei Jahre später schafften sie mit dem 30:29 gegen den späteren Weltmeister Kroatien und dem 26:26 gegen Russland gleich zwei sensationelle Achtungserfolge.
Schulz' Optimismus ist also begründet. Allerdings stehen nur noch drei Spieler aus dem damaligen Team im aktuellen Aufgebot. Nicht mehr dabei ist allerdings der häufig als »extrovertierter Maradona« des argentinischen Handballs bezeichnete Eric Gull, der sich mit Trainer Mauricio Torres verkrachte.
Seit knapp zwei Wochen sind die Argentinier in Deutschland, zunächst in Schulz' sportlicher Heimat Dessau, inzwischen im Hotel »Klosterpforte« in Marienfeld. Ob es das erhoffte gute Pflaster wird, bleibt abzuwarten, denn schon bei den Panamerikanischen Meisterschaften musste Argentinien den Brasilianern den Vortritt lassen. Und die Polen wussten zuletzt mit achtbaren Resultaten aufzuwarten. Die Mannen von Bogdan Wenta (180 Länderspielen für Polen und nach seiner Einbürgerung 46 für Deutschland) besiegten bei einem Vorbereitungsturnier in Spanien den EM-Sechsten Russland mit 32:30 und zogen sich beim 25:27 gegen den Gastgeber und amtierenden Weltmeister achtbar aus der Affäre.
Wenta setzt auf eine Mischung aus gestandenen Profis aus der Bundesliga und der spanischen Liga Asobal sowie hungrigen Talenten aus der Heimat. »Der Rückraum gehört zu den besten des WM-Turniers«, verteilt Schwedens Ausnahmehandballer Stefan Lövgren Vorschusslorbeeren ans polnische Team. Wer die Klasse der Distanzschützen wie Karol Bielecki, Grzegorz Tkaczyk (beide Magdeburg), Marcin Lijewski (Flensburg) und Krzysztof Lijewski (Hamburg) kennt, wird dem Spielmacher des THW Kiel nicht widersprechen. Wenta jedenfalls glaubt fest an das große Potenzial seiner Mannschaft.

Artikel vom 20.01.2007