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Im Tunnel auf Nummer sicher fahren

Modernste Technologie in den OWD-Röhren: Kameras, Sensoren und Lichttechnik

Von Uwe Koch und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Verheerende Brände wie in Alpentunneln sind im Bielefelder Ostwestfalentunnel so gut wie ausgeschlossen. Der Gefahrenminderung dient die Technologie, die seit dem Wochenende schon in einer Röhre installiert ist. Modernste Sensorik und Videoüberwachung sowie Lichttechnik für insgesamt 1,5 Millionen Euro sollen höchste Sicherheit garantieren.

Die Maßgabe für die Mitarbeiter des Bielefelder Amtes für Verkehr, die an der Thielenstraße den Verkehrsrechner und den OWD-Tunnel betreuen, heißt »RABT«. Das ist die »Richtlinie zur Ausgestaltung und Betrieb von Tunnels«, die in der Europäischen Union nach dem grauenhaften Unfall 1999 im Mont-Blanc-Tunnel (39 Tote) eingeführt wurde. RABT sieht vor, nicht nur neue Röhren mit aktueller Sicherheitstechnik zu versehen, sondern eben auch alte Anlagen umzurüsten.
Der OWD-Tunnel wurde am 12. Oktober 1994 eingeweiht, schon damals war Edmund Ruwe vor Ort. Der Elektro-Ingenieur koordinierte am Wochenende als Leiter der Verkehrsleitzentrale die Arbeiten in der nach Osten führenden Röhre, die dafür von Sonnabend um 18 Uhr bis heute morgen um 6 Uhr gesperrt wurde. Am kommenden Wochenende, sofern es die Witterung zulässt, wird die in Richtung Brackwede führende Röhre voll für den Verkehr gesperrt.
Neu sind seit Oktober schon die äußeren Sperranlagen. Dafür sind Schranken installiert worden, die den Verkehrsfluss bei Gefahr abriegeln. Edmund Ruwe: »Früher haben Verkehrsteilnehmer die Signalanlagen ignoriert, sind trotzdem in den Tunnel gefahren, Das ist jetzt unmöglich.« Die Notruflampen sind zudem mit Piktogrammen und Entfernungsangaben zu den Nottüren ausgerüstet.
Neu ist auch, dass die Leitzentrale nun mit Hilfe von acht Kameras in die Röhren hineinsehen kann. Obendrein sind vor jedem Eingang des Tunnels jeweils zwei Überwachungsanlagen von einer Dresdner Firma verbaut worden.
Herzstück der neuen Technologie sind indes fünf Anlagen pro Röhre, die die Lichtdichte und an zwei Stellen die Kohlendioxid-Konzentration messen. Soll heißen: Sollte ein Pkw Rauch absondern, sollte ein Brandherd entstehen, melden die Sensoren den Störfall zusätzlich zur optischen Überwachung. Die Lichttechnik im Tunnel ist diesen Sicherheitsstandards angepasst Dazu gehören LED-Katzenaugen, 150-Watt-Halogenlampen an den Notruftafeln und die Tunnelbeleuchtung, die nun mit E-90-Kabeln (hält einem Brand 90 Minuten stand) in drei Röhrenabschnitten der totalen Dunkelheit im Katastrophenfall vorbeugen soll. Im April schließlich soll auch die neue Computersteuerung in der Leitzentrale an der Thielenstraße für die Technologie im Tunnel maßgeschneidert sein.
Den Einwand, für den 535 Meter langen OWD-Tunnel sei das ein übertriebener Aufwand, lässt Ruwe nicht gelten: »Wir können jetzt von außen in den Tunnel sehen. Das können im Katastrophenfall wertvolle Minuten sein.«

Artikel vom 22.01.2007