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»Wahrzeichen« fällt
der Säge zum Opfer

Naturdenkmal in Ummeln nach Sturmschaden entfernt

Von Stefanie Westing
(Text und Fotos)
Ummeln (WB). Die achtstämmige Buche an der Straße Am Speksel in Ummeln, ein Naturdenkmal, ist am Samstag der Säge zum Opfer gefallen. Beim Sturm am Donnerstag war einer der Stämme entwurzelt worden und hatte im Fallen, quer über die Fahrbahn, einen Balkon leicht beschädigt. Bei Begutachtung der Wurzeln wurde Fäule festgestellt, so dass auch die übrigen Stämme gefällt werden mussten.

Das Fachunternehmen Compes begann am frühen Samstagmorgen, einen Stamm nach dem anderen abzutragen. Dazu wurde von einem Kran aus jeweils eine Kette um das entsprechende Stück Holz gelegt - zur Sicherung, damit nichts unkontrolliert zu Boden fallen konnte. Danach setzte Forstwirt Christian Wehmeyer die Säge an. Der Kran, der von Firmenchef Robert Compes bedient wurde, hob die meterlangen Baumstücke zu Boden, von dort aus wurden sie auf einen Anhänger gewuchtet. Gegen Mittag war das Naturdenkmal Geschichte.
»Die Aktion war notwendig«, bestätigte Robert Compes nach vollendeter Arbeit. »Die Buche war von Weißfäule befallen. Die Ausmaße verdoppeln sich von Jahr zu Jahr, so dass der Baum morscher und morscher wird. Da war leider nichts mehr zu machen.« Einer der acht Stämme sei bereits so morsch gewesen, dass auch er bei dem Sturm am Donnerstag leicht hätte umfallen können. Daher führte aus Sicherheitsgründen kein Weg an der Fällung vorbei - auch wenn so mancher Ummelner, der sich den Einsatz nicht entgehen lassen wollte, sicherlich ein mulmiges Gefühl hatte.
»Wir leben seit 17 Jahren im Haus direkt nebenan«, erzählte Nachbar Friedrich-Wilhelm Klietsch. »In dieser Zeit sind bereits vier Stämme umgefallen. Unser Haus hat es glücklicherweise nicht ernsthaft erwischt, nur die Garage wurde ein wenig angekratzt.« Er war einerseits froh, dass die Gefahr für die Menschen und sein Haus nun gebannt ist, andererseits bedauerte er den Verlust. »Ich hoffe, dass dort wieder etwas Neues gepflanzt wird.«
Auch Dr. Bernd Brunemeier, Ummelner und stellvertretender Bezirksvorsteher Brackwedes, machte sich vor Ort ein Bild von der Aktion. »Ich kenne ein Foto aus den 1930er Jahren, auf dem der Baum bereits zu sehen ist«, sagte er. Auch ihm tat es Leid, dass nun die Säge zum Einsatz kam, vor allem, weil er persönliche Erinnerungen mit der Buche verbindet - zum Beispiel die, dass sein Schulweg stets an dem Ortsbild prägenden Gewächs vorbeiführte. Aber: »Wenn die Gefahr größer ist als die Freude, kann man nichts machen.« Bereits vor zwei Jahren hatte die Bezirksvertretung nach einer Untersuchung und der Erkenntnis, dass die Buche nicht mehr ganz gesund war, darüber diskutiert, ob der Baum aus der Naturdenkmalverordnung genommen werden sollte, wie es das Umweltamt vorschlug. Diese Entscheidung hatte unter den Brackweder Politikern zu der Zeit allerdings keine Mehrheit gefunden.
Etwa 80 Jahre sei der Baum alt geworden, errechnete Experte Robert Compes anhand der Ringe. »In den ersten Jahren ist er schnell gewachsen, später dann sehr massiv.« Eigentlich sei das »Wahrzeichen« recht robust gewesen - hätte die Fäule ihm nicht zugesetzt. »So etwas passiert einfach, da nutzt auch keine vorsorgende Pflege«, sagte Compes. Wer - wenn überhaupt jemand - die Buche gepflanzt hat, weiß offenbar niemand mehr. »Hier war früher ein großes Feld, vielleicht hat sie sich auch einfach selbst ausgesät«, vermutete Brunemeier.
Das Holz ist übrigens aufgrund der Weißfäule nicht zu verwenden. »Es wird gehäckselt und kommt in der Spanindustrie zum Einsatz«, wusste Compes. Er und seine Mitarbeiter waren in den vergangenen Tagen im Dauereinsatz. »Wir sind seit Donnerstagmorgen praktisch pausenlos unterwegs. Allein am Freitag hatten wir fast 100 Anfragen.« Die werden nun nach und nach abgearbeitet - die schlimmsten Fälle zuerst.

Artikel vom 22.01.2007