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Blätter Indiz für
Vergewaltigung

3. Verhandlungstag gegen Dimitrij S.

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Die am 6. Juli 2006 gegen 22 Uhr vom Nordpark-Center in Bielefeld nach Borgholzhausen verschleppte Karen R. (Name geändert) ist am Luisenturm auf brutalste Weise vergewaltigt worden. Das hat die Aussage der Notärztin vom St. Franziskus-Hospital am Freitag vor dem Bielefelder Landgericht verdeutlicht.

»Die Patientin hatte Blutergüsse am ganzen Körper, auf der Schulter und an beiden Brüsten und Kratzspuren auf dem Rücken«, sagte Oberärztin Dr. Bettina G. (32) vor der 9. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richter Reinhold Hülsmann über die Untersuchung des Opfers unmittelbar nach der Tat aus. Aus dem Genitalbereich entfernte sie jede Menge Laub, etliche Blätter sogar aus dem Muttermund. Dass die 38-Jährige 1,84 Promille Alkohol im Blut hatte, wertete die Medizinerin nahezu als Glücksfall: »Sie hätte sonst viel mehr Schmerzen haben müssen.«
Dimitrij S. (32) wird von Staatsanwalt Lothar Hirschberg der Beihilfe zur Vergewaltigung beschuldigt. Er soll zumindest das Auto gefahren haben, in dem Karen B. entführt, vollständig entkleidet und in den Kofferraum gesperrt wurde. Das Opfer gab, weil nervlich äußerst angegriffen, nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Sichtkontakt zum Angeklagten Auskunft über das Geschehen. Die Sitzung musste mehrmals unterbrochen werden.
»Wie bindet man jemand auf der Kühlerhaube fest?« fragte der Verteidiger von Dimitrij S., Rechtsanwalt Andreas Steffen. Das konnten auch die zahlreichen Zeugen, vornehmlich Zechkumpanen des Opfers, nicht genau erklären. Außerdem machten sie widersprüchliche Angaben dazu, wie sich Karen R., »die eigentlich nicht auf Männer steht« (so Freund Manfred P.), im Vorfeld der Straftat Dimitrij S. gegenüber verhalten hat. Dass sich beide am 6. Juli nachmittags auf dem Siegfriedplatz getroffen haben, steht außer Frage.
Um 7 Uhr des folgenden Tages hatte Karen R. nach gelungener Flucht durch den Wald bei Eva-Maria E. (49) und Hans-Edgar G. (56) am Blömkenberg 30 geklingelt und um Hilfe gebeten. »Sie war ziemlich fertig und erschöpft«, sagte die Zeugin aus. Alkoholgeruch konnte sie nicht feststellen.

Artikel vom 20.01.2007