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Ein typischer Fall aus ihrer Beratunsgpraxis? Da fällt Renate Gebhardt sofort der Tischler ein, der gern die »Computer Aided Design«-Technik, auf Deutsch: die rechneruntertützte Gestaltung von Möbelstücken, erlernen wollte. »Der junge Mann, ein Aussiedler, kannte sich überhaupt nicht aus mit Computern«, erzählt die Beraterin. Mit Hilfe des »Bildungsschecks« lernt er jetzt zunächst den Umgang mit einem Rechner, um dann einen CAD-Lehrgang anzuschließen.
Damit mehr Menschen und Unternehmen das Thema Weiterbildung als Chance für die Zukunft begreifen, bietet das Land Nordrhein-Westfalen noch bis Oktober die finanzielle Unterstützung an. Es übernimmt 50 Prozent oder maximal 750 Euro der anfallenden Kosten. Angesprochen werden sollen vor allem die Beschäftigten von kleinen mittleren Betrieben bis zu 250 Mitarbeitern.
»Gerade in diesen Unternehmen hat die Weiterbildung oft nicht den angemessenen Stellenwert«, meint Renate Gebhardt. Die Teilnahme an EDV- und Sprachkursen werde so unterstützt, das Erlernen von Schlüsselqualifikationen und Arbeitstechniken. Nicht gefördert werden aber arbeitsplatzspezifische Schulungen, etwa das Bedienen einer bestimmten Maschine.
2006 wurde der »Bildungsscheck« vom Land eingeführt. Die Erkennntis, wie wichtig berufliche Weiterbildung ist und dass eine unabhängige Beratung entscheidend sein kann, ist in Bielefeld aber schon deutlich älter. Ende der 80er Jahre wurde die Idee des Weiterbildungsverbundes entwickelt, 1990 schließlich mit dem Aufbau des Beratungsstelle an der Nikolaus-Dürkopp-Straße umgesetzt. Mitglieder des Vereins Bielefelder Weiterbildungsverbundes sind nicht nur Bildungsträger wie die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) oder die Volkshochschule. Dabei sind auch Berufskollegs, die Stadt über ihre Regionale Personalentwicklungsgesellschaft REGE, die Sparkasse oder ein großes Unternehmen wie Miele.
Im Laufe der vergangenen 17 Jahre haben sich die Beratungsschwerpunkte deutlich gewandelt. Anfangs waren es viele Aussiedler, die kamen, lag der Schwerpunkt der Tätigkeit in der Beratung für Menschen, die einen Arbeitsplatz besaßen, sich weiterqualifizieren wollten.
»Die Rezession hat auch Erwerbslose zu uns geführt«, berichtet Renate Gebhardt. Viele kommen aus eigener Initiative. Manche werden aber auch von »Arbeitplus«, der gemeinsamen Einrichtung von Stadt und Arbeitsagentur für Arbeitslosengeld-II-Empfänger, zum verpflichtenden Beratungsgespräch geschickt. Zur Klientel zählen auch viele Berufsrückkehrerinnen, die nach der Familienphase wieder einen Job suchen.
Für jeden einzelnen nimmt sich Renate Gebhardt ausreichend Zeit. Sie bietet auch spezielle Tests an, mit deren Hilfe die persönlichen Interessen noch besser herausgefiltert werden können. Der BWB nutzt jedes Jahr die Bielefelder Weiterbildungsbörse, die er gemeinsam mit dem Bildungswerk der ostwestfälischen Wirtschaft veranstaltet, um sich einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Auch Veranstaltungen wie der »Treffpunkt Frau und Beruf« am 10. Februar in der Ravensberger Spinnerei bieten ein Forum. Doch Renate Gebhardt freut es auch ganz besonders, wenn die »Mund-zu-Mund-Propaganda« funktioniert hat. »Dann weiß ich, dass jemand mit der Beratung so zufrieden war, dass er sie weiterempfohlen hat.«

Artikel vom 20.01.2007