27.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eltern mit schwerkranken Kindern helfen

Katja-Kristina Wittek hat Schweres hinter sich und findet Kraft, andere zu unterstützen

Von Stefan Küppers
Halle (WB). Der kleine Jan-Luca tobt durch die Wohnung. Er spielt, er schmust und er lacht viel. Für einen aufgeweckten Dreijährigen ein ganz normales Verhalten. Für die dreifache Mutter Katja-Kristina Wittek ist diese Entwicklung eine besondere Freude. Denn nur etwa 15 Monate zuvor nach einer Operation galt Jan-Luca noch als schwer chronisch-nierenkrank.

Bei dem Jungen drohte sogar die Entfernung einer Niere. Für Mutter Katja-Kristina Wittek (32) aus Halle war das damals eine niederschmetternde Diagnose, die sie nach monatelangem Aufenthalt ihres jüngsten Sohnes in der Kinderklinik Bethel gestellt bekam. Doch die verheiratete Mutter zweier weiterer Kinder ließ sich nicht entmutigen. Die gläubige Christin fand in dieser damals aufreibenden Situation sogar die Kraft, andere zu ermutigen. Sie begründete zusammen mit einigen anderen Hallern eine Beratungs- und Hilfegruppe mit dem Namen »Kinder ins Leben«, in der Eltern in persönlich schwierigen Situationen neben einem offenen Ohr auch praktische Hilfe finden.
Katja-Kristina Wittek hat als Mutter schon einige Prüfungen erlebt. Ihr ältester Sohn (6) ist wegen einer Epilepsie-Erkrankung in gewisser Weise ein Sorgenkind. Und dann kam die schwere Nierenerkrankung von Jan-Luca. Insgesamt acht Monate in 2005, mit nur kurzen Unterbrechnungen, musste der Junge in der Klinik bleiben. Und nach einer großen Operation gab es noch einen Rückschlag, es bildeten sich völlig unerwartet neue Nierensteine. »Wir alle, auch die Ärzte, waren bestürzt und fassungslos«, erinnert sich Katja-Kristina Wittek an dunkle Stunden.
Doch in den nächsten Monaten passierte etwas, was den Glauben der Mutter an den Schutzengel von Jan-Luca gestärkt hat. Der gesundheitliche Zustand stabilisierte sich. Die erkrankte Niere, die zwischenzeitlich bei 20 Prozent Leistungskraft lag, arbeitete wieder normal. Ärzte in der Kinderklinik sprachen schon von einem Wunder.
Doch vor möglichen Rückfällen ist eben auch der kleine Jan-Luca nicht gefeit. Erst vor wenigen Tagen entdeckten die Ärzte wieder einen Befund, der näher untersucht werden muss. Das braucht ein wenig Zeit. Aber Mutter Wittek geht auch diese mögliche Krise mit Zuversicht an: »Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die man nicht erklären kann«, weiß die 32-Jährige. Und sie erinnert sich, dass insbesondere der Lebenswille von Jan-Luca, sein Lachen, ihr in schwierigen Momenten immer wieder neuen Mut gemacht hat.
Zwei Dinge hat die Mutter in den vergangenen schweren Jahren gelernt: »Man darf sich durch negative Voraussagen nicht zu sehr runterziehen lassen. Gerade im Kindesalter ist wahnsinnig viel an Regeneration möglich.«
Und von mutmachenden Erfahrungen will sie auch einiges in der Haller Initiative »Kinder ins Leben« weitergeben. Hier haben sich vor einem Jahr neben Katja-Kristina Wittek unter anderem der Apotheker Axel Schlüter, die Allgemeinmedizinerin Dr. Ute Müller, die Kindertagesstättenleiterin Elke Heitkämper sowie die Frisörin Mehüde Salikara zusammen gefunden. Sie alle haben Kinder, haben zum Teil auch wie Katja-Kristina Wittek schwierige und besondere Erfahrungen gemacht, wie zum Beispiel den Umgang mit Behinderungen.
»Kinder ins Leben«: Dabei geht es auch darum, mit Aktionen zum Beispiel die Kinderklinik in Bethel zu unterstützen. Die Anschaffung von Spielzeug ist da nur eine Möglichkeit. Aber der Initiative geht es eben nicht nur um die Kinder, sondern auch um deren Eltern. Die können nicht nur praktische Informationen von einer Ärztin oder einem Apotheker gut gebrauchen. Auch bei der Aufklärung über Angebote der Jugendhilfe an Eltern in schwierigen Situationen kann die Gruppe ganz niedrigschwellig helfen. Kita-Leiterin Elke Heitkämper kennt sich hier gut aus.
Aber natürlich geht es der Gruppe auch und vor allem darum, Eltern Mut zu machen. »Mütter und Väter sind in Situationen mit schwer kranken Kindern einfach überfordert. Viele Institutionen sind überlastet und es fehlt an handfester Hilfe«, weiß Dr. Ute Müller. Die Gruppe »Kinder ins Leben«, in der sich Eltern aufgefangen und aufgehoben fühlen sollen, trifft sich einmal im Monat in Halle.
Kontakt unter %  0 52 01 / 82 85 55 (Axel Schlüter)

Artikel vom 27.01.2007