27.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hilfe aus Herford
für die Tsunami-Opfer

Waldemar Rother will Elend auf Sri Lanka bekämpfen

Von Peter Schelberg
Herford (WB). Wal-demar Rother hatte den Tsunami am 26. Dezember 2004 auf der Insel Sri Lanka mit viel Glück überlebt. Nur 50 Meter vor seinem Ferienhaus im sonnigen Urlaubsort Beruwela stoppten die reißenden Fluten, die in ganz Südasien mehr als 230 000 Menschen in den Tod rissen und unbeschreibliches Elend hinterließen.

Seither engagiert sich der 72-jährige Vorsitzende der Herforder Kolpingsfamilie in seiner Heimatstadt unermüdlich dafür, dass das Schicksal der zahlreichen Flutopfer am Golf von Bengalen nicht in Vergessenheit gerät. Schon kurz nach der verheerenden Naturkatastrophe veranlasste Waldemar Rother, dass in Beruwela ein erster Brunnen gebohrt wurde. Der versorgte die Bewohner einer neuen Siedlung mit dem lebensnotwendigen Wasser. Ein Schild mit der Aufschrift »Herfordia, Germany« am drei mal drei Meter großen Bassin erinnert an die »Aufbauhilfe« aus dem fernen Ostwestfalen.
Bedürftigen Familien kaufte der ehemalige Malermeister Reis oder Milchpulver, spendete Geld für Schulen und ein Altenheim. »Mit einem Euro kann dort eine Familie einen Tag leben«, erläutert der Herforder, der die gespendeten Euro auf der Insel in der Ortsapotheke in Rupien umtauschte: »Da ist der Kurs besser...«
Auch Fahrer der »Tuc Tucs« - so werden die kleinen einheimischen Taxis genannt - unterstützte er in den ersten Wochen mit einem »Zuschuss«: »Die verdienten nach der Flutkatastrophe so gut wie nichts mehr, weil die Touristen wegblieben. Viele Hotels standen leer.«
Zuhause in seiner Heimatstadt sammelte Rother mit Kirchengemeinden, Schulen und Vereinen in Herford, Hiddenhausen, Löhne und Bad Oeynhausen weiter, um Notleidenden in dem einstigen Ferienparadies am Golf von Bengalen zu helfen, von denen viele lange Zeit in Zelten übernachten mussten, weil die Fluten Behausungen und ihre einzige Habe zerstört hatten.
Mit 3000 Euro wurden beispielsweise Familien von Schülerinnen einer Mädchenschule unterstützt, die bei der Flutkatastrophe ihre Häuser und Angehörige verloren hatten. »Allein an dieser Schule waren 100 Mädchen ums Leben gekommen«, berichtet Rother. Auch einige alte Dorfbewohner, die alles verloren hatten, nahmen dankbar Sach- oder Geldspenden entgegen.
Ein zweiter Brunnen konnte mit Hilfe von Spendengeldern der Olof-Palme-Gesamtschule Hiddenhausen installiert werden. Schüler und Lehrer des Königin-Mathilde-Gymnasiums in Herford sammelten ebenfalls für die Brunnenprojekte Rothers.
Mit Spenden aus Herford und Umgebung soll nun bald frisches Nass aus einem dritten Reservoir gepumpt werden können. »Da, wo keine Brunnen gebaut werden konnten, habe ich außerdem einige Wasserbehälter gekauft«, berichtet der 72-jährige Rentner, der in Beruwela von seinem Patensohn Siri unterstützt wird. Doch obwohl das Wasser inzwischen wieder fließt und viele neue Hütten für die Obdachlosen gebaut wurden, weiß Waldemar Rother: »Die Not ist nach wie vor groß.«
Am Schlimmsten betroffen seien die Mädchen, berichtet der Herforder, denn in der ceylonesischen Gesellschaft würden vor allem die männlichen Nachkommen unterstützt, die später auch die Familie ernähren müssten. Und so versucht er, vor allem Mädchen aus ärmeren Familien den Besuch einer Privatschule zu ermöglichen: »Die wollen lernen, aber viele haben eben nicht das nötige Geld.« Hilfreich sind entsprechende Patenschaften, die bereits einige Bürger aus dem Herforder Land auf seine Initiative hin übernommen haben.
Vor wenigen Tagen, am 12. Januar, ist der engagierte Rentner erneut nach Sri Lanka aufgebrochen, um in Beruwela und Umgebung nachzusehen, was mit der Hilfe aus Ostwestfalen erreicht wurde. Im Gepäck hat er diesmal auch mehrere hundert gebrauchte Brillen aus seiner Heimatstadt, die bedürftigen Kurz- oder Weitsichtigen in den Orten Beruwela und Kalutera wertvolle Dienste leisten können. Insgesamt hat er - auch mit Hilfe des Herforder Optikers Marcus Cadura - bereits 2000 Sehhilfen gesammelt.

Artikel vom 27.01.2007