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Kommentar
Merkel trifft Putin

Reise mit schwerem Gepäck


Gerhard Schröder ist zu Treffen mit Freund Wladimir Putin stets nur mit leichtem Gepäck nach Russland gereist. Menschenrechts- und andere kritische Fragen ließ er zu Hause in der Abstellkammer zurück. Wo doch Gospodin Putin aus Schröders Sicht ein »lupenreiner Demokrat« ist, brauchte er solch unliebsame Themen gar nicht erst ansprechen.
Schröders Nachfolgerin Angela Merkel nimmt es mit der Wahrheit -Êund mit der Freundschaft -Êernster. Sie muss und wird in Sotschi die ungeklärten Morde an Anna Politkoskaja und anderen Journalisten zur Sprache bringen. Sie darf und wird nicht einfach stumm über die Giftanschläge auf Ex-Agent Alexander Litwinenko, Ex-Premier Jegor Gaidar und andere hinweggehen. Sie muss und wird Putin sagen, dass nicht jeder staatliche Mord und jede willkürliche Verhaftung in Tschetschenien mit dem Kampf gegen den Terrorismus begründet werden kann.
Die anderen Gepäckstücke sind nicht leicht, aber leichter zu lösen. EU und Russland sind beide an zuverlässigen Lieferbeziehungen für Erdgas interessiert. Und auch Moskaus Furch vor billigem polnischen Rindfleisch kann eigentlich nicht so groß sein, dass ein neuer Grundlagenvertrag mit Brüssel daran scheitern müsste. Bernhard Hertlein

Artikel vom 22.01.2007