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Johannisbachaue wird durch Deponie zerstört

Anlieger: Obersee-Schlamm auf Alternativ-Areal lagern

Von Uwe Koch
Schildesche (WB). Ein klares »Ja« zur Entschlammung des Obersees, eine kategorische Ablehnung der Bodendeponie in der Johannisbachaue haben Bürger der Siedlung Grafenheide und umliegender Siedlungen während eines Treffens im Seekrug ausgedrückt. Allen voran die Bürgerinitiative macht sich für Alternativen und für einen Bürgerentscheid stark.

Das Problem ist sichtbar: die massive Häufung des Schlamms am Grund des Obersees, eine der wenigen natürlichen Freizeitareale auf Bielefelder Grund. Der Johannisbach schleust jährlich tausende Kubikmeter Schlämme in den See, der so verlandet ist, das er bald trockenen Fußes gequert werden kann. Sabine Wentland, Gründerin der Bürgerinitiative Grafenheide und Johannisbachaue, und Mitglied Hans-Dieter Prester, machten Sonntag während des Nachbarschaftstreffens auf Jürgings Hof ohne Umschweife deutlich, wer den »Schwarzen Peter« hält. Ungeniert leite die Stadt Werther über Schwarzbach und Johannisbach Klärwasser ein, das »nicht unkritisch« zu sehen sei. Selbst in wasserdürren Monaten gibt es über das Brauchwasser einen starken Zulauf von Sedimenten in den See.
Geklärt scheint nun, so Seekrug-Wirt Christian Schulz, die Saugbagger-Lösung zur Auskofferung des Sees ab Herbst 2007 zu sein. Die Ausschlammung werde vermutlich neun Monate in Anspruch nehmen und vom Nordufer, also unterhalb des Restaurants betrieben werden. Die Versorgung des Johannisbachs mit einem Bachlauf-Bypass eben an dieser Stelle werde voraussichtlich ein weiteres Jahr dauern. Offen ist, ob der Johannisbach vom Obersee durch Stahlspuntwände oder durch eine Steinschüttung getrennt wird. Die Jölle, die derzeit auch noch in das Nordostufer des Sees mündet, soll dann dort auch vom Bypass aufgefangen werden.
So weit, so gut: Kontrovers diskutieren die Grafenheider und die Landwirte in der Johannisbachaue sowie die unmittelbaren Anlieger aus Schildesche, Brake, Milse und Baumheide die Notwendigkeit einer Bodendeponie südlich der Siedlung Grafenheide. Für die Mitglieder des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (UStA) ist nicht nur die Endlagerung der Obersee-Schlämme dort eine beschlossene Sache. Am 14. November 2006 gab es die entsprechende Empfehlung an die Verwaltung, nach der Trocknung des Teichschlamms die »Folgenutzung im Jahre 2015« sicherzustellen. Ein blumiger Plan, wenn denn die Rekultivierung nach optimischen UStA-Erwartungen überhaupt gewährleistet würde.
Die Last indes hätten die unmittelbaren Anwohner zu tragen: Errechnet worden sind ein Füllraum von 650 000 Kubikmetern auf der Deponie. Dafür müßten je Werktag 36 Lastwagen von morgens 6 Uhr bis abends 18 Uhr auf noch zu erschließenden Lkw-Straßen verkehren, sonnabends würde bis 14 Uhr Boden angeliefert.
Bürger und Bürgerinitiative sagen dazu »Nein, danke«. Baulärm, Abgase, Sicherheitsrisiken seien ökologisch und sozial nicht tolerierbar, nur weil die Stadt mit der Bodendeponie Geld verdienen wolle. Sie favorisieren eine Endlagerung der Obersee-Schlämme zwischen Talbrückenstraße und Herforder Straße.
Die Initiative plädiert für den unbedingten Erhalt »der Johannisbachaue als Naturschutzgebiet«, deren hoher Erholungswert mit dem Betrieb der Bodendeponie zwangsläufig zerstört werde. Ihre Hoffnung setzen die Bürger nun auf weitere Unterschriftensammlung: 4000 Bielefelder haben schon unterschrieben, 8000 Unterschriften sollen es sein, um einen Einwohnerantrag in den Rat einzubringen. Wentland und Prester sind vom Gelingen überzeugt: »Das schaffen wir.«

Artikel vom 22.01.2007