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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrerin Antje Eltzner-Silaschi

Antje Eltzner-Silaschi ist als Pfarrerin in der Kurseelsorge tätig.

»Wer am Wege baut, hat viele Meister.« Dieser Satz hat sich mir in den letzten Jahren eingeprägt. Er ist eine Inschrift am Haus neben unserem Gemeindehaus. Was für ein weises Wort! Da werden mir diejenigen Recht geben, die wie unsere Berufsgruppe öffentlich tätig sind, sei es als Zeitungsredakteur, als Politiker, Lehrerin oder als Geschäftsfrau. Wer seine Arbeit »am Wege«, also für alle sichtbar ausführt, steht auch ständig unter den kritischen Blicken derer, die ihn oder sie beurteilen.
Und wer hätte es da ja nicht erlebt, dass man sich viele Gedanken macht und sein Bestes zu geben versucht und dennoch hinterher Bemerkungen hört, die einem Stiche versetzen. »Das ist als wenn jemand über ein gutes Gericht schlechte Soße gießt«, sagte neulich ein entnervter Kollege.
Vielfach kommt die Kritik wie ein Pfeil, aus dem Hinterhalt abgeschossen, leise und treffsicher, und dann auch noch von Menschen, die wenig Ahnung davon haben, wie viel Arbeit in manchen Projekten und Veranstaltungen steckt. Ja, wer am Wege baut, hat viele Meister.
Und Meckerköpfe und selbst ernannte Meister gibt es wirklich genug. Nur - dass die nicht die geringste Lust haben, selber etwas auf die Beine zu stellen.
Ehrlich gesagt: Manchmal ärgert mich solches krittelndes Verhalten. Aber es gibt ja auch die anderen, die, mit denen man gar nicht gerechnet hat, die, die sich angesprochen und eingeladen fühlen von einem schönen Gottesdienst, einer gelungenen Bibelarbeit. Und dann wird mir wieder bewusst: Es geht doch bei allem, was ich tue, nicht um mich, nicht um meine Eitelkeit, sondern es geht darum, Menschen für den Glauben zu gewinnen. Es geht um die Weitergabe der frohen Botschaft von Gottes Liebe, die uns im Leben trägt und hält. Und wen diese Botschaft anspricht, darauf habe ich letztlich keinen Einfluss.
Im Wochenspruch heißt es: »Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.« Das ist eine Verheißung, die nicht kleinlich, sondern mächtig daher kommt. Denn all die Menschen, die da kommen werden, haben doch etwas von der frohen Botschaft erwartet. Sie haben diese Botschaft für sich angenommen, waren bereit darauf zu vertrauen, dass Gott sie angenommen hat. Und ich bin sicher, diese Menschen werden keine Patentrezepte dafür liefern, wie man das Reich Gottes besser bauen könnte, sondern sie packen einfach mit an, bauen mit, sitzen mit an einem Tisch. Da beginnt für mich das Reich Gottes, wo Menschen nicht nur einfach kritisieren, sondern ernsthaft daran mitarbeiten, dass Gottes Reich unter uns wächst und zum Guten gedeiht.

Artikel vom 20.01.2007