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Der Spenger »Spieltrieb«
dient dem guten Zweck

Die engagierte Laienschauspielgruppe von Gerald Prosenc

Von Maren Waltemode
Spenge (WB). Gerald Prosenc muss jeden Tag Rätsel lösen. Mit unzustellbarer Post beschäftigt er sich jeden Tag. Im Briefzentrum in Herford wühlt sich der ehemalige Postbote durch unleserliche Anschriften und ermittelt verzogene Absender. Geduld beweist der Familienvater auch in seiner Freizeit, die er der Laienschauspielgruppe »Spieltrieb« widmet.

Motivation ist wichtig für Gerald Prosenc - es gilt, sich selbst zu motivieren, vor allem aber seine Truppe der Laienschauspieler immer wieder neu anzuspornen. »Das Spielen in der Gruppe macht Spaß, es kann aber auch aufreibend sein. Schön ist, wenn nach einem kleinen Durchhänger alle wieder voll bei der Sache sind«, erklärt der Hobbyschauspieler, der pro Jahr etwa 200 Stunden seiner Freizeit in den »Spieltrieb« steckt.
In der Theatergruppe engagiert sich der 55-Jährige seit 16 Jahren. Gemeinsam mit der 70-jährigen Hilde Moritz aus Werther, die die Schauspielgruppe vor 23 Jahren gegründet hat, und etwa zehn weiteren Schaupielern aus Spenge und Umgebung führt Gerald Prosenc einmal im Jahr - in den Monaten Oktober und November - ein Theaterstück auf. Im vergangenen Jahr stand das Stück »Wer glaubt schon an Engel?« auf dem Spielplan im Gemeindehaus in Spenge-Mantershagen.
2700 Euro - das sind die gesamten Erlöse aus den Eintrittsgeldern sowie aus Kaffee- und Brezelverkauf - spendet die Spenger Theatergruppe. Die Empfänger werden dabei mit großem Bedacht ausgewählt: Im vergangenen Jahr erhielten zwei Seniorenheime in Spenge sowie eine Bielefelder Familie eine Geldspende. Der Vater der Familie war 2006 an Krebs verstorben - und nun ist auch die Mutter von zwei Kindern im Alter von elf und 14 Jahren an Krebs erkrankt.
»Wir richten unsere Spenden - wenn möglich - nach dem Inhalt des Stückes aus, die Familie aus Bielefeld mit ihrem schweren Schicksal war ein Sonderfall«, sagt Gerald Prosenc. Spenden aus vergangenen Aufführungen gingen beispielsweise an die Opferschutzhilfe »Weißer Ring« und nach Afrika. Dorthin hat Hilde Moritz enge Kontakte. Die Pfarrersfrau lebte lange Zeit in Südafrika und war dort zusammen mit ihrem Ehemann Walter in der Missionsarbeit tätig.
Die Auswahl der passenden Drehbücher für die Theaterstücke liegt in der Hand des Schalke-Fans Prosenc. Etwa 30 Bücher liegen bereits für die nächste Aufführung zur Ansicht in seinem Wohnzimmer. »Wir wollen Stücke spielen, die unterhalten und gleichzeitig anspruchsvoll sind«, betont der Gruppenleiter.
»Wer glaubt schon an Engel?« war so ein Stück, und die Besucherzahlen gaben der Gruppe recht - 867 Besucher aus Spenge, Enger, aber auch aus Bielefeld und den umliegenden Städten, erlebten die Schaupieler an fünf Aufführungsterminen. »Das waren Rekordzahlen«, erinnert sich Gerald Prosenc an die Tragikomödie, in der ein Mann seine Mutter in ein Seniorenheim abschiebt.
Die Gruppe »Spieltrieb« ist mittlerweile aus dem Leben der Mantershagener Dorfgemeinschaft nicht mehr wegzudenken. Für die Requisiten und das Bühnenbild hilft auch schon einmal eine ortsansässige Schneiderin mit Näharbeiten aus. »Natürlich spiele ich auch für mich und für meine Entspannung, damit auch anderen Menschen zu helfen, ist eine gute Sache«, meint Gerald Prosenc.
Für die nächsten Jahre wünscht er sich weitere erfolgreiche Aufführungen. Durch die Veränderungen, die durch eine mögliche Schließung des Gemeindehauses und damit des Probe- und Aufführungsortes im Jahre 2008 entstehen könnten, lässt sich Prosenc nicht entmutigen. »Auch dafür werden wir einen Weg finden.«

Artikel vom 27.01.2007