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Respekt, Toleranz
und Menschenwürde

Inge Rehbein hilft mit ihrer Suppenküche Bedürftigen

Von Sebastian Bauer
Gütersloh (WB). Inge Rehbein möchte kein Geld für ihre Arbeit. Respekt, Toleranz und Menschenwürde treiben die Initiatorin der »Gütersloher Suppenküche« immer wieder an und ließen die heute 56-Jährige vor fünf Jahren ihren ganzen Mut zusammennehmen, um ihre Hilfe für Menschen am Rande der Gesellschaft verwirklichen zu können.

Ein harter Weg sei es damals gewesen, gibt Inge Rehbein zu, wenn sie an die ersten Monate denkt, in denen sie ihre Idee von der Suppenküche für hilfsbedürftige Menschen ins Rollen brachte: »Es gab unheimlich viele Nackenschläge und negative Erlebnisse. Aber ich habe immer meinen Weg verfolgt, egal wie steinig es wurde.«
Im Mai 2002 sollte sie endlich für ihren Mut und ihre Mühen belohnt werden: Im »Haus der Kirche« eröffnete die engagierte Gütersloherin ihren Zufluchtsort für Obdachlose und »andere Menschen am Rande der Gesellschaft«, wie sie die Situation ihrer über die Jahre vielen lieb gewonnenen Gäste beschreibt.
Heute hat der Einsatz der aufopferungsvollen Frau aber keineswegs nachgelassen - ganz im Gegenteil. Jeden Mittwoch, bei der Essensausgabe für Erwachsene, sowie jeden Freitag, bei der Kinder-Suppenküche, ist die »Chefin« selbst vor Ort und hilft überall dort, wo Hilfe benötigt wird - für sie längst keine lästige Pflicht, sondern eine »große Selbstverständlichkeit«.
Zwischen Kochen, Putzen und Tische decken findet sie sogar noch Zeit, ihre Lieblingsstelle im »Kleinen Mutmach-Buch« zu präsentieren, wo es heißt: »Wer nie Stein des Anstosses sein möchte, wird nie den Stein ins Rollen bringen.« Für die Vorsitzende des Vereins »Suppenküche Gütersloh« ist dieser Satz zum Lebensmotto geworden: »Ich kämpfe so lange bis ich da bin, wo ich hin möchte. Dafür musste ich in den letzten Jahren einiges ins Rollen bringen.«
Selbst wenn sich ihr Engagement mittlerweile zur Vollzeit-Tätigkeit von Montag bis Sonntag entwickelt hat, denkt Inge Rehbein längst nicht daran, sich mit dem Erreichten zufrieden zu geben - zu viele Ideen schlummern noch im Hinterkopf. »Ich möchte eine Gedenktafel für unsere verstorbenen Besucher realisieren. Aber das ist längst nicht alles«, verrät sie mit einem Augenzwinkern, während sie schnell noch die Tischdeko herrichtet, bevor die ersten Gäste in den Essensraum strömen.
Die folgenden drei Stunden, in denen dann Suppe, Brote und leckere süße Desserts serviert werden, sind für Rehbein die wichtigste Zeit in ihrem Projekt. Dann gesellt sie sich zu den Menschen, hat für jedes Problem ein offenes Ohr oder hält einfach einen netten Plausch. »Man muss die Chance nutzen, um den Leuten neuen Mut und neue Motivation zu geben. Schaffe ich das, bin ich zufrieden«, meint sie strahlend, während sie zwischen ihren Gästen sitzt, die sie alle nur Inge rufen - »Frau Rehbein« ist dagegen kaum jemandem ein Begriff.
Sich selbst zu motivieren, dabei hilft der Gütersloherin immer wieder ihr Mann Jürgen, der ihre Idee von Anfang an voll mit unterstützt hat. Er selbst schaut jeden Mittwoch nach einem Tag im Büro noch im »Haus der Kirche« vorbei, wo er genau wie seine Frau das Gespräch mit den Menschen sucht. »Er stand von Beginn an zu meiner Idee, unterstützt mich auch heute wo er kann, das ist ernorm wichtig«, betont Inge Rehbein.
Ebenso bedeutend sind für die 56-Jährige ihre mittlerweile 60 Mitarbeiter, die genau wie die Initiatorin selbst unentgeltlich arbeiten. »Es ist schön, wenn man so viele Menschen von seiner Idee überzeugen konnte, dass sie einem tatkräftig und engagiert zur Seite stehen«, lobt sie den Einsatz ihrer zahlreichen Kollegen. Und tatkräftig anpacken möchte Inge Rehbein selbst noch viele weitere Jahre. Genauso wie weiterhin vielen Menschen, die es nötig haben, Mut für ihr weiteres Leben zu geben.

Artikel vom 27.01.2007