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Stützpunktarbeit zahlt sich aus

Bielefelder Stabhochspinger rücken immer mehr in den Blickpunkt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die westfälischen Leichtathleten kommen gern nach Bielefeld. »Weil sich der Kreis-Leichtathletik-Ausschuss und die Bielefelder Vereine mit ihren kompetenten Kampfrichtern stets große Mühe geben«, lobte Verbands-Pressewart Peter Middel aus Dortmund die heimischen Organisatoren der westfälischen A-Jugendmeisterschaften in der Seidensticker Halle.

Und die insgesamt 24 Disziplinen, für die immerhin 340 Teilnehmer gemeldet hatten, wurden am Sonntagnachmitag auch reibungslos in der festlich geschmückten Arena an der Werner-Bock-Straße über die Bühne gebracht. »Diese Halle ist klein aber fein«, sparten denn auch die Wettkämpfer nicht mit Komplimenten.
Aus Bielefelder Sicht rückten natürlich die beiden Stabhochsprung-Wettbewerbe in den besonderen Blickpunkt. »Es zahlt sich immer mehr aus, dass wir als Landesleistungsstützpunkt besonders eng mit den Kreisen Gütersloh und Herford zusammenarbeiten«, freute sich Bielefelds »Springer-Papst« Friedrich »Otto« Puhlmann über die »Höhenflüge« der beiden LG-Talente Marcia Röper und Ari Smit. Die noch der jüngeren B-Jugend angehörende Marcia steigerte ihre Bestleistung um 20 Zentimeter und gewann völlig überraschend den Wettbewerb mit 3,50 m. (wir berichteten gestern) Zweifellos profitierte sie von der Verletzung ihrer ehemaligen Vereinskameradin und Titel-Vorgängerin Ines Kappe, die den Wettbewerb von der Tribüne aus verfolgte.
Der just in die A-Jugendklasse aufgerückte Ari Smit erschien ziemlich spät zum Wettkampf und zeigte sich dennoch von Beginn an hellwach. Die Anfangshöhe von 3,60 m meisterte er ebenso fehlerfrei im ersten Versuch wie die nachfolgenden Versuche über 3,80 (die 3.70 m ließ er aus), 3,90 und 4,00. Nun lag die Latte auf 4,10 m, eine Höhe, die Smit bisher noch nie überquert hatte. Wieder blieb er ohne Fehl und Tadel, ebenso bei den nachfolgenden 4,20 m. »Wenn ich das gewusst hätte, dass der Junge so gut drauf ist, hätte er sich den Versuch über 3,60 sparen können, bangte der routinierte Sportlehrer »Otto« um die Kraft seines Schützlings. Und die reichte bei den drei erfolglosen Versuchen über 4,30 m dann tatsächlich nicht mehr. Dennoch waren Ari Smit und seine Fans zufrieden. »Dass ich hier heute mit 4,20 m Vierter werde, hätte ich im Traum nicht gedacht, freute sich die Bielefelder Stabhochsprung-Hoffnung.
Sieger wurde übrigens der Warsteiner Eike Gruber vor dem Ibbenbürener Lars Golbeck, die beide 4,40 m meisterten. Der drittplatzierte Gütersloher Phil Wittenbrink (4,30 m) profitiert ebenso wie Ari Smit von der guten Zusammenarbeit des Traienrstabes Alexander Sczrba (Gütersloh), Friedrich Puhlmann (Bielefeld) und Hans-Hermann Hollmann (Herford). Stellte Leichtathletik-Urgestein Hans-Werner Breitfeld der früher selbst die vier-Meter-Marke überquerte, treffend fest: »Wenn mir damals jemand prophezeit hätte, dass Bielefeld mal eine Stabhochsprung-Hochburg wird, so hätte ich ihn ausgelacht.«
Keineswegs zum Lachen zu Mute war dem Brackweder Mittelstreckler Hendrik Pohle. Nach seinem verpatzten Debüt in der Männerklasse vor acht Tagen in Dortmund, wollte der gerade in die A-Jugend aufgerückte Läufer sich vor heimischen Publikum beweisen. Als Lokalmatador übernahm er im zweiten Zeit-Endlauf sofort die Führung, musste aber schon nach drei Runden das Tempo den älteren Konkurrenten überlassen. Als es schließlich noch zu einer kleinen Rempelei in den engen Kurven kam, geriet Pohle völlig aus dem Tritt. Entnervt gab er drei Runden vor Schluss auf.
Lange lag er auf dem Hallenboden und konnte seine Tränen der Enttäuschung kaum unterdrücken. »Das Tempo war für ihn nicht zu schnell. Das Feld ist in 2:45 Minuten über 1000 m durchgegangen«, meinte sein Trainer Udo Brand-Hüdepohl und sah die Ursache eher in dem unliebsamen Gerangel: »Dabei hat Hendrik seine Rhythmus verloren.« Nächsten Sonntag soll sein Schützling Wiedergutmachung betreiben. Bei den westdeutschen A-Jugendmeisterschaften über 3 00 m in Dortmund.
Trotz dieses persönlichen Missgeschicks von Hendrik Pohle waren die westfälischen A-Jugendmeisterschaften eine runde Sache. Die neue Bielefelder Leichtathletik-Chefin Wenke Nagel war sich mit ihrer Amtsvorgängerin Gerda Winkler einig: »Diese Veranstaltung ist maßgeschneidert für unsere Seidensticker Halle.«

Artikel vom 23.01.2007