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Wie ein kleiner Goldfisch im Forellenteich

Traditonsreicher Familienbetrieb aus Paderborn behauptet sich im Konzert der Großen

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). »Schenke jedem Tag ein Lächeln, und es lächelt zurück.« Diese Weisheit steht im Paderborner Autohaus Wolf als kleines Pappschild auf dem Tresen. Dahinter steht Petra Wolf und lächelt.

Die 40-jährige Einzelhandelskauffrau führt das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Ehemann Guido (39) und verkörpert mit ihrer positiven Ausstrahlung gewissermaßen die Ideologie des Familienbetriebes.
Nur so kann sich eine kleine Firma mit sechs Angestellten noch im Konzert der Großen behaupten. In Blickweite des Citroën- und Peugeot-Händlers stehen die Glaspaläste der deutschen Konkurrenz von Mercedes, Porsche, Audi und VW - alle weitaus umsatzstärker als die Wolf GmbH. »Aber wir haben hier unsere Nische gefunden und fühlen uns darin wohl«, meint Geschäftsführer Guido Wolf verschmitzt lächelnd. Etwa 200 Fahrzeuge verkauft er nach eigenen Angaben im Jahr. »Man wird dabei nicht reich, kann aber gut leben und das Geschäft halten. Wir sind zufrieden.«
Was heute nicht mehr selbstverständlich ist. Auch im Autohandel geht der Trend seit Jahren zur Konzentration. Ein kleiner Händler nach dem anderen verschwindet von der Bildfläche oder wird vom größeren Mitbewerber geschluckt. Selbst ein Traditionsunternehmen wie die Paderborner Mercedes Hofmann GmbH hat nicht überlebt und wurde von der Rosier-Holding übernommen. Die BMW-Niederlassung in der Domstadt ist mittlerweile in der Hand der Weller-Gruppe, nach eigener Aussage der größte Automobilhändler Deutschlands.
Doch die Firma Wolf hat bislang allen Stürmen getrotzt und auf der immer währenden Gratwanderung nicht die Balance verloren. 1961 hatte Wolfs Vater Manfred, heute 69 Jahre alt, die Firma als Tankstelle gegründet, zunächst nur Autos repariert und zehn Jahre später auch Peugeots verkauft. »Aber die galten damals als Rostlauben«, erinnert sich der Junior. »Deshalb wechselte mein Vater 1980 zu Honda und vertrat 20 Jahre lang sehr erfolgreich die Japaner in Paderborn.«
Als zur Jahrtausendwende der Nippon-Konzern sein Händlernetz in Deutschland ausdünnte, fiel Firma Wolf durchs Rost. Der Senior übergab das Geschäft seinem Sohn, der sattelte auf Citroën um und wurde Vertragswerkstatt für die Marke Peugeot, ohne dass der Umsatz unter dem wiederholten Wechsel litt.
»Wir haben viele uralte Stammkunden, die schon bei meinen Eltern getankt haben«, analysiert Guido Wolf das Erfolgsgeheimnis. »Die kaufen keinen Honda, Peu-geot oder Citroën - die kaufen einen Wolf.« Der gebürtige Paderborner kennt eben die westfälische Mentalität und kann mit den Paderbornern umgehen.
Eine gesunde landestypische Sturheit legt der gelernte Kfz-Meister auch in Verhandlungen mit den Konzernen an den Tag. »Man darf nicht alles machen, was die wollen«, lautet seine Philosophie. »Kaufmännisch denken, durchhalten und nur nicht unterkriegen lassen. Wenn die Zahlen stimmen, kann man selbst als Kleiner den Herstellern Paroli bieten.«
Nach diesem Motto wollen Petra und Guido Wolf auch in Zukunft verfahren, gewissermaßen als Goldfisch im Forellenteich schwimmen und den Großen die Zähne zeigen. Die Zukunft des Autohandels sieht Wolf optimistisch. »Die drei Prozent Mehrwertsteuererhöhung zum Jahresbeginn werden die Leute wegstecken«, ist er überzeugt.
Gefragt ist seiner Ansicht nach mehr und mehr der Dieselantrieb. »Dieselfahrzeuge machen bei uns heute schon einen Anteil von 60 bis 65 Prozent aus.« In etwa drei Jahren würden sich wahrscheinlich auch alternative Antriebsarten etabliert haben.

Artikel vom 27.01.2007