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Hier zählt die Erfahrung

Heinrich Brundiers (49) findet schnell einen neuen Job

Von Silvia Scheideler
Hövelhof / Delbrück (WV). Dass er mit 49 Jahren nicht mehr zu den Jüngsten gehört, weiß Heinrich Brundiers. Die Zahlen der Agentur für Arbeit zeigen es: Die Chance auf eine neue Anstellung sinkt mit zunehmendem Alter. Trotzdem hat der Lkw-Fahrer aus Delbrück nicht den Kopf hängen lassen, als er im Dezember 2006 arbeitslos wurde.

»Schließlich will ich ja arbeiten. Ich kann doch nicht einfach zu Hause rumhängen«, sagt er. Diese Einstellung hat ihm wohl auch schnell zu einem neuen Job verholfen. Bei der Firma Wilhelm Kaimann GmbH & Co. KG in Hövelhof »zählt die Qualifikation und nicht das Alter«, meint Personalchef Franz-Josef Koch.
Er hat Heinrich Brundiers eingestellt. Die Belegschaft seines neuen Arbeitsgebers ist durchschnittlich zehn Jahre jünger als Brundiers selbst: 39 Jahre ist der durchschnittliche Kaimann-Mitarbeiter alt. »Hier wird nicht nach Alter ausgewählt«, betont der Personalchef und Diplom-Betriebswirt von Kaimann Isoliertechnik. Erfahrung, Qualifikation und Einstellung - das zähle.
»Und die Identifikation zu unserem Familienunternehmen muss passen«, erwähnt der kaufmännische Leiter Franz-Josef Koch ein weiteres Auswahlkriterium. »Heinrich Brundiers passt einfach zu uns. Er ist motiviert und engagiert«, freut sich Koch über den neuen Angestellten.
Bereits nach einem Monat ohne Arbeit durfte der Familienvater aus Delbrück Anfang Januar wieder »auf den Bock« steigen. Über die Agentur für Arbeit hatte Kaimann das Stellenangebot ausgeschrieben. Ein anderer Beruf als Kraftfahrer kam für Heinrich Brundiers nie in Frage. »Ich könnte mir gar nicht vorstellen, jeden Abend um 17 Uhr von der Arbeit nach Hause zu kommen«, meint er lachend. Als Kraftfahrer müsse man halt geboren sein. Und das ist der gelernte Autoschlosser wohl. Seit fast 30 Jahren sitzt er hinterm Steuer schwerer Lastkraftwagen. Für seine Ehefrau und die beiden Töchter Lara (7) und Jennifer (12) ist es vollkommen okay, dass Papa die ganze Woche auf der Straße unterwegs ist. Nur so kennt es die Familie.
Heinrich Brundiers liefert mit seinem Zwölf-Tonner für die Hövelhofer Firma Kaimann Isoliersysteme an Großhandelskunden in ganz Deutschland. 20 Kollegen hat der 49-Jährige im Fuhrpark des expandierenden Hövelhofer Familienunternehmens, das insgesamt 156 Mitarbeiter beschäftigt.
Vor dem für Lkw-Fahrer üblichen Gesundheitscheck im April braucht Brundiers keine Angst zu haben. Er ist fit: »Ich will ja auch noch mit 65 Jahren oder noch länger auf dem Bock sitzen.«
Der Delbrücker ist richtig glücklich mit seinem neuen Job: »Ich habe das bekommen, was ich wollte. Nur als Lkw-Fahrer kann ich Land und Leute so gut kennen lernen.« Die Arbeitswoche bei seinem neuen Arbeitgeber fängt meistens sonntagabends oder in der Nacht zum Montag an. Tagtäglich sitzt der 49-Jährige unter Beachtung der gesetzlichen Ruhephasen hinter dem Lenkrad. Zwischendurch kommt der Familienvater auch immer wieder zum Hauptsitz des Unternehmens zurück. Aber erst freitags fährt er den Lkw in die hauseigene Waschanlage, damit er am Sonntag nach 22 Uhr wieder losfahren kann. An seinem neuen Arbeitsplatz fühlt sich der 49-Jährige bereits nach einem Monat fast wie Zuhause: »Ich habe einen Kühlschrank, eine Klimaanlage, Platz genug, ein Bett und allen wünschenswerten Komfort.«

Artikel vom 27.01.2007