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Sozialarbeit im »Armenhaus«

Gütersloher »Zivi« setzt sich für Partnergemeinde in Brasilien ein

Gütersloh (WB). Eigentlich ist der Gütersloher Fabian Jache ein Zivildienstleistender wie viele andere. Morgens betreut der 20-Jährige Kinder in einem kirchlichen Kindergarten, nachmittags arbeitet er in der Bibliothek der Gemeinde. Das Besondere: Die Gemeinde Pilão Arcado liegt im schwer zugänglichen Hinterland im Nordosten Brasiliens. Seit August 2006 lebt und arbeitet Fabian im »Armenhaus Brasiliens«, wohin sich kein Tourist verirrt. Für ein paar Tage hat er Heimaturlaub in Gütersloh gemacht und von seinen Erfahrungen erzählt.

»Der Kindergarten versorgt rund 250 Kinder armer Familien, meist von allein erziehenden Müttern«, berichtet Fabian. Sie erhalten täglich drei Mahlzeiten, zuhause bekämen viele der Kinder wohl kaum zu essen. Denn die Menschen in Pilão Arcado sind arm. Bezahlte Arbeit gibt es kaum, die meisten leben von der Landwirtschaft. Viele junge Leute suchen in den großen Städten ihr Glück, die meisten von ihnen finden es nicht.
Fabian wohnt mit zehn Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einem Haus der Gemeinde. Seine Mitbewohner erhalten Kost, Logis und ein kleines Taschengeld. Dafür helfen sie im Haus, erledigen Gartenarbeiten und andere Dienste, einige leiten auch Jugendgruppen. »Da passiert wichtige Sozialarbeit«, findet Fabian. Die öffentlichen Schulen sind schlecht, so ist die Bibliothek der Gemeinde für Schüler meist der einzige Ort zum Lernen. Sie umfasst rund 7000 Bücher und wird aus Spendengeldern finanziert. »Wir würden gerne einen Internetanschluss einrichten«, erzählt Fabian.
Seit gut fünf Jahren verbindet die katholische Gemeinde Pilão Arcado eine Partnerschaft mit Region Süd der evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh, Fabians Heimatgemeinde. Pilão Arcado besteht aus rund 140 Basisgemeinden mit mehr als 12 000 Gläubigen. Sie umfasst eine Fläche von 12 500 Quadratkilometern. Der deutschstämmige Pater Wilhelm Mayer betreut sie mit Unterstützung mehrerer Pastoralassistenten. Vor Ort sind Gemeindeleiter für die kirchliche Arbeit verantwortlich. Sie unterstützen die Menschen auch dabei, Rechtsanspruch für das von ihnen bewirtschaftete Land zu erwerben. Sie lernen sich zu wehren, anstatt Übergriffe von Großgrundbesitzern als von Gott gegebenes Schicksal hinzunehmen.
In dem Steppen- und Buschgebiet fällt oft Monate lang kein Regen. Vor Wahlen erkaufen viele Politiker Stimmen mit Wasser. Durch eigene Zisternen werden die Kleinbauern unabhängiger. »Eine Zisterne, die drei bis vier Familien mit Wasser versorgt, kostet nur rund 70 Euro«, weiß Fabian. Rund 70 Prozent der Gemeindeglieder haben bereits eine Zisterne, Ziel ist es, alle mit sauberem Wasser zu versorgen. Ein weiteres Gemeindeprojekt ist die gesundheitliche Aufklärung. Die Basisgemeinden bilden Gesundheitshelfer aus, die auch altes Heilpflanzenwissen sammeln und weitergeben. In der Krankenstation der Gemeinde wird Patienten kostenlos geholfen. Wie überall fehlt es auch hier an allen Ecken und Enden. Daher hat Gemeindepfarrer Stefan Salzmann über die Aktion Medior Medikamente organisiert, die Fabian mit nach Brasilien genommen hat. Noch bis Ende Juni wird er dort bleiben.
Die Kirchengemeinde freut sich über Spenden für Pilão Arcado auf das Konto Nr. 81646 bei der Sparkasse Gütersloh, BLZ Stichwort »Brasilien«. Auf Wunsch werden Spendenquittungen ausgestellt. Kontakt: Pfarrer Stefan Salzmann, Tel. 0 52 41/53 26 83, E-Mail: stefan.salzmann@ekgt.de.

Artikel vom 20.01.2007