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Murat Kurnaz

Erst aufklären, dann handeln


Keine Frage, Murat Kurnaz ist im Oktober 2001 mit der gleichen blinden Begeisterung in den Krieg gezogen wie hunderttausende Gleichaltrige 1914 in ganz Europa.
Bei Osama bin Laden ist der seinerzeit 19-Jährige jedenfalls nie angekommen, und mehr als eine Riesendummheit kann ihm niemand vorwerfen. Nicht einmal mit Folter, Täuschung und perfiden Verhörmethoden wurde wirklich Belastendes gefunden. Kurnaz ist der - gottlob lebende - Beweis dafür, dass die Unschuldsvermutung bis zum Beleg des Gegenteils selbst für vermeintliche Terrorhelfer des 11. September 2001 gelten muss.
Beide Untersuchungsausschüsse wollen mit der bisher an den Tag gelegten Gründlichkeit und Fairness weiterarbeiten. Mehr Überraschungen sind deshalb nicht ausgeschlossen. So will zum Beispiel Jürgen Herrmann Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes hören. Nicht auszudenken, dass sie den Missbrauch humanitärer Sonderrechte durch die CIA bestätigen könnten.
Die Unschuldsvermutung gilt auch für KSK-Soldaten, Frank-Walter Steinmeier und alle damals Beteiligten Regierungsangehörigen. Frühestens für Mai ist mit einem Abschluss der Untersuchung zu rechnen. Dann sind Konsequenzen zu ziehen.
Die an der Vereitelung von Kurnaz' Rückkehr nach Bremen Beteiligten dürften so souverän sein, dass sie niemand zum Rücktritt auffordern muss, wenn die Verantwortung klar ist. Reinhard Brockmann

Artikel vom 20.01.2007