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Von Annemargret Ohlig

Bielefelder
Südlicht

Unverzüglich handeln


Nun hat die »Diem-Debatte« auch den Stadtbezirk Senne erreicht. Nach dem unbestritten leidenschaftlichen Sportler Carl Diem und engagierten Funktionär sowie Mitgründer der Deutschen Sporthochschule Köln sind Straßen, Gebäude, sportliche Ereignisse und Preise benannt. Allerdings: Städte wie Paderborn, Köln und Diems Geburtsstadt Würzburg haben ihm inzwischen diese Ehrung »aberkannt«.
Der Grund: Diems (freiwillige) enge Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten und Unterstützung der NS-Ideologie. Sein Verhalten allein könnte aus der Zeit heraus vielleicht noch verstanden werden. Was jedoch schwer wiegt: Bis zu seinem Tod 1962 hat Diem niemals öffentlich Stellung zu seiner Rolle im Nationalsozialismus bezogen oder ein Wort des Bedauerns geäußert.
Die Stadt Köln hat zehn Jahre gebraucht, bis 2006 der Beschluss auf Umbenennung des Carl-Diem-Weges an der Deutschen Sporthochschule in »Am Sportpark Müngersdorf« getroffen wurde - mit den Stimmen (fast) aller Bezirksvertreter im als gutbürgerlich geltenden Stadtbezirk Lindenthal. Nur die als rechtsextrem eingestufte »Bürgerbewegung« Pro Köln stimmte gegen eine Änderung.
Im Stadtbezirk Senne darf es so lange nicht dauern. Auch wenn die Anwohner zu »ihrem« Diemweg stehen und sich - wie die CDU - gegen eine Umbenennung sperren. Zeichnen auch die demnächst vorliegenden Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Münster kein gravierend anderes Bild von Carl Diems Rolle im Nationalsozialismus, muss die Politik unverzüglich handeln und sich auf Namenssuche begeben.

Artikel vom 20.01.2007