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Post verbummelt Weihnachtsgrüße

Brief landet nach drei Wochen wieder bei Absenderin - Entschuldigung mit Sondermarken

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Nach drei Wochen hat eine Frau aus der Südstadt jetzt Weihnachtsgrüße an ihren Großneffen zurückbekommen. Die Post hatte den Brief nicht befördert, obwohl die Adresse richtig war.

»Ich wollte den Brief mit einigen anderen erst bei mir im Viertel in den Kasten werfen. Aber dafür war ich an dem Tag schon zu spät dran«, erzählte die über 70-jährige Dame dem WESTFALEN-BLATT. Stattdessen habe sie sich dann mit der Weihnachtspost zur Filiale in der Innenstadt aufgemacht. Wegen der Eile habe sie an die Leitzahl wohl nicht mehr gedacht.
Vergangene Woche fand sie den Brief, der Verwandte in Schwelm bei Wuppertal erreichen sollte, wieder in ihrem eigenen Briefkasten. Darauf war ein kaum leserlicher Stempelaufdruck »Zurück«. Darunter stand, dass entweder Postleitzahl, Straße oder Hausnummer der angegebenen Adresse falsch sei. »Das ist doch gar nicht wahr«, schimpfte die Südstädterin. Ihre Verwandten seien doch nicht umgezogen. Nur die Leitzahl habe eben gefehlt. »Was hat die Post denn drei Wochen lang mit meinem Brief gemacht? Die Postleitzahl 58332 habe ich doch mittlerweile auch herausgefunden«, wundert sich die Dame.
Der Post ist die Sache etwas peinlich. Denn bei Ansicht der Kopie des Briefumschlags wird Friedrich Buttgereit aus der Düsseldorfer Pressestelle des gelben Dienstleisters klar: »Die Kundin hat nichts falsch gemacht. Da muss im Briefzentrum Herford eine verkehrte Taste gedrückt worden sein.« Die Anschriftenlesemaschinen in den Briefzentren würden Briefe ohne Leitzahl automatisch auswerfen, erklärt er. »In der Nachbearbeitungsstelle werden Straße und Ort dann über eine Software abgeglichen.« Bei der erneuten Angabe habe es mit der Schwelmer Adresse keine Probleme gegeben, räumte Pressesprecher Buttgereit ein: »Wir müssen uns entschuldigen. Da ist eine Panne passiert.« Dass es drei Wochen bis zur Rücksendung gedauert habe, erklärt er mit der Menge an Briefsendungen zur Weihnachtszeit. »Da haben wir dreimal so viel wie sonst zu tun.«
Und auch die Zahl der Problemsendungen steige in dieser Zeit, Denn je höher der Anteil an privater Post, desto höher sei auch die Zahl unvollständiger Adressen. »Wenn man gerade nicht weiß, wo Tante Klärchen wohnt, dann scheint mancher Kunde zu glauben, dass die Post das schon herausfindet«, sagte Buttgereit. Wenn dann auf dem Umschlag stünde »gelbes Haus hinter der Aral-Tankstelle«, vielleicht noch in einer Kommune namens Neustadt, die es bundesweit x-mal gibt, dann sei das jedoch manchmal fast unmöglich.
Bei der Dame aus der Oeynhausener Südstadt hätte es dagegen ganz einfach sein können. Und darum hat sie am Freitag auch ein Entschuldigungsschreiben der Post erhalten. Darin war ein Mäppchen mit sieben Sondermarken zu 55 Cent. Darüber hat sie sich sehr gefreut. »Die Post legt Wert darauf, dass ich Kundin bleibe«, berichtete sie aus dem Begleittext. Für die Post könne sich diese Form des Beschwerdemanagements auszahlen. »Denn ich gehöre zu denen, die noch ganz viele Briefe schreiben.«

Artikel vom 20.01.2007