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Meisterwerk
voller Dynamik
und Spielfreude

»Schwanensee« begeisterte Besucher

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Schwanensee ist ein Mythos. Auch Zuschauer, die sonst eher andere kulturelle Veranstaltungen bevorzugen, kennen den zarten Spitzentanz der vier kleinen Schwäne und die märchenhafte Geschichte vom liebestollen Prinzen Siegfried und seiner verzauberten Schwanen-Prinzessin Odette. Romantische Töne und graziöser Tanz entführten die Ballettfreunde in der Stadthalle für zweieinhalb Stunden in die magische Welt des klassischen Balletts.

Die erste umfassende Ballettmusik von Peter I. Tschaikowsky - komponiert im Jahr 1876 - ist bis heute eines der zentralen Werke des klassischen Ballettrepertoires. Einen Augen- und Ohrenschmaus bot die Inszenierung von Viktor Korolkow, die vom St. Petersburger Staatsballett mit graziöser Eleganz und athletischer Sprungfertigkeit getanzt wurde. Korolkow legt das Schwergewicht auf die Genauigkeit der Details und stellt höchste Ansprüche an das technische Können der Tänzer. »Schwanensee« erzählt die Liebesgeschichte von Prinz Siegfried und Odette, die von dem Zauberer Rotbart in die Königin der Schwäne verwandelt wurde.
Im ersten Akt feiert Prinz Siegfried am Vorabend seines Geburtstags ein Fest. Seine Mutter erklärt ihm, dass es Zeit ist, erwachsen zu werden und er am nächsten Tag eine Braut wählen muss. Der Abend endet mit dem Aufbruch zu einer Schwanenjagd. Dann trifft Siegfried Odette, eine Prinzessin, die von Rotbart mit einem Fluch belegt wurde. Sie ist bei Tag ein Schwan und bei Nacht ein Mensch. Nur wenn jemand sie ehrlich liebt und ihr treu ist, kann sie erlöst werden. An Siegfrieds Geburtstagsfeier nehmen Abgesandte aus verschiedenen Ländern teil. Als von Rotbarts Tochter Odile in der Gestalt Odettes - wenn auch ganz in schwarz - erscheint, macht Siegfried ihr einen Heiratsantrag. Als er seinen Irrtum erkennt, ist der Prinz entsetzt und eilt zum See. Schließlich bittet der Prinz Odette um Verzeihung und sie vergibt ihm. Eine große, von Rotbart geschickte Welle droht Siegfried zu ertränken. Aber der Prinz überwindet alle Hindernisse und beide leben glücklich bis an ihr Lebensende.
Die Inszenierung hielt für die Bielefelder zahlreiche Höhepunkte bereit, dazu gehörten vor allem die Charaktertänze, Solo-Variationen sowie die »Pas de deux« Siegfrieds mit dem weißen und dem schwarzen Schwan. Hier wurde von den Zuschauern besonders die berühmte Serie von 32 Fouettes gefeiert, einer besonders schwierigen Übung bei der auf der Spitze gedreht wird und das freischwingende Bein als »Propeller« dient. Neben der tänzerischen Darbietung, die bis auf kleine Unsauberkeiten in einzelnen Ausführungen sehr zu überzeugen vermochte, gefiel vor allem das Orchester, die Internationalen Symphoniker Deutschlands, die die bezaubernde Musik des großen Meisters gekonnt umsetzten.
Die schillernde Pracht von klassischem Bühnenbild und phantasievollen, glitzernden Kostümen schuf eine unterhaltsame Einheit und vervollständigten damit das vitale Meisterwerk voller Romantik und Lebensfreude, das von den Besuchern der Bielefelder Stadthalle mit donnerndem Applaus gewürdigt wurde.

Artikel vom 20.01.2007