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Künstlerische Spürnase
am »Tatort Paderborn«

Nach »Canossa« gibt es Objekte im öffentlichen Raum

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WB). Keine Angst - es handelt sich nicht um ein Kapitalverbrechen, wenn in diesem Sommer Kommissar Kunst am »Tatort Paderborn« ermittelt.

Die Spürnasen von zwölf international renommierten Objekt- und Installationskünstlern richten sich vom Mai an für vier Monate auf die »Irdische Macht und Himmlische Mächte«. Unter diesem etwas reißerischen Thema knüpft die Stadt Paderborn wenige Monate nach der Mittelalter-Ausstellung »Canossa 1077 - Erschütterung der Welt« mit einer zeitgenössischen Kunstschau an die historische Präsentation an.
»Wir haben den Titel bewusst ausgewählt, um auf das Ereignis neugierig zu machen«, erläutert Ausstellungskuratorin Ingrid Raschke-Stuwe (52) das Projekt. »Es geht um das besondere Spannungsverhältnis von Kirche und Staat.« Paderborn werde deutschlandweit immer noch wahrgenommen als eine Stadt mit außerordentlicher Präsenz der Kirche. Dieses Image solle nun von bedeutenden Gegenwartskünstlern aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln heraus untersucht werden.
Acht Künstler aus Deutschland sowie vier internationale Kollegen - zwei Japaner, ein Niederländer und ein Däne - wurden ausgewählt, sich ihre ganz persönlichen Gedanken über die Bischofsstadt zu machen und mit Installationen und Projektionen zum Nachdenken über die jeweiligen geschichtlichen Orte anzuregen. Während zwei Projekte in geschlossenen Kirchenräumen geplant sind, werden die anderen Arbeiten innerhalb des Stadtkerns im Freien installiert. So wird es eine Lichtinstallation von Yvonne Goulbier in der Abdinghofkirche geben, der auch schon zur »documenta« nach Kassel eingeladene Japaner Tadashi Kawamata wird im Paderquellgebiet eine begehbare Holzkonstruktion errichten lassen, und Eva Maria Joeressen plant eine Videoprojektion in der Bartholomäuskapelle am Dom.
Weitere Teilnehmer des Projekts sind die Künstler Dagmar Demming, Horst Gläsker, Ottmar Hörl, Henrik Plenge Jakobsen, Joep van Lieshout, Johan Lorbeer, Tatzu Nishi und Robert Scheipner. Der Zeichner Matthias Beckmann wird den Aufbau in Skizzen festhalten. »Einige Künstler werden sich schon ein paar Wochen vor dem Ausstellungsbeginn vor Ort aufhalten und den Aufbau ihrer Arbeiten begleiten«, kündigt Raschke-Stuwe an.
Für das Kunstprojekt, das vom 17. Mai bis zum 2. September zu sehen ist, steht ein Etat von 800 000 Euro zur Verfügung. Ein Katalog mit Fotos und Texten in Deutsch und Englisch wird die temporäre Präsentation begleiten.

Artikel vom 19.01.2007